Im Jahr 1995 wurden wir von einem japanischen Spielzeughersteller kontaktiert mit dem relativ einfachen Auftrag, eine zündende Idee zu entwickeln um die Insolvenz des Unternehmens sozusagen in letzter Sekunde doch noch abwenden zu können. Und getreu unserem Motto »Geht nicht gibt´s nicht« haben wir uns mit allen relevanten Mitarbeitern zusammen gesetzt und zu Dritt »DIE Idee« entwickelt bzw. konkret das Tamagotchi zur Welt gebracht.
Dass wir uns aufgrund der 25 prozentigen [lifetime] Umsatzbeteiligung an allen verkauften Tamagotchis [Originale und Plagiate] und dank der Beratungen im Zuge der Fusion Bandais mit Namco unsere mittlerweile 238. Insel in der Südsee gekauft haben, ist eine andere – aber durchaus auch [für uns] schöne – Geschichte. Der Vollständigkeit und Transparenz wegen sei auch erwähnt, dass wir natürlich genauso hinter der Idee der Tamagotchi-Friedhöfe stehen bzw. daran mitverdienen.
EXKURS
Für alle, die sich unter »Tamagotchi« wenig bis nichts vorstellen können: Ein Tamagotchi stellt ein virtuelles Küken dar, um das man sich vom Zeitpunkt des Schlüpfens an wie um ein echtes Haustier kümmern muss. Es hat Bedürfnisse wie schlafen, essen, trinken, Zuneigung und entwickelt auch eine eigene Persönlichkeit. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten meldet es sich und verlangt nach Zuwendung. Bei Vernachlässigung stirbt es, kann jedoch durch Drücken eines Reset-Schalters zurückgesetzt werden, und das Spiel geht von vorne los.
Um letztlich erneut an und mit den Tamagotchis Geld zu verdienen – schließlich möchten wir unser Insel-Portfolio noch in diesem Quartal zumindest auf die runde Zahl 250 erweitern –, haben wir vergangenes Wochenende eine Weltneuheit gelauncht, die die Meetingeffizienz rund um den Globus revolutionieren wird.
Problem erkannt, Problem gelöst: Tamagotchi + KI
In einer Welt, in der Home-Office immer beliebter und eine persönliche Teilnahme an Meetings als veraltet angesehen und als äußerst ineffizient erlebt wird, präsentieren wir stolz: Tamagotchi-Meetings 2.0 – die ultimative Lösung für effiziente Zusammenarbeit!
Statt in ein Meeting zu gehen, sitzen sie bequem zu Hause und öffnen eine virtuelle Meeting-Plattform. Dort sehen sie eine bunte Sammlung von Tamagotchis, die von Künstlicher Intelligenz [KI] gesteuert werden. Jedes Tamagotchi repräsentiert einen Teilnehmer und übernimmt dessen Rolle im Meeting. Die Tamagotchis werden dabei von ausgeklügelter KI gesteuert, um sicherzustellen, dass die Meetings reibungslos ablaufen. Wenn jemand zu Wort kommt, antwortet das jeweilige Tamagotchi automatisch mit vordefinierten Phrasen wie „Ja, ich stimme zu“ oder „Das müssen wir weiter prüfen“ – einfach Phrasen, die die Meetings so realistisch wie möglich erscheinen lassen.
Um sicherzustellen, dass die Teilnehmer aktiv bleiben, müssen sie gelegentlich kleine Aufgaben für ihre Tamagotchis erledigen. Sie müssen zum Beispiel virtuelles Futter oder virtuelle Streicheleinheiten geben, um das Tamagotchi zufriedenzustellen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Teilnehmer weiterhin am Meeting teilnehmen, auch wenn sie eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt sind.
Da Tamagotchis jedoch begrenzte Aufmerksamkeitsspannen haben, müssen die Meetings auf kurze, knackige Intervalle beschränkt sein. Jeder Teilnehmer hat nur fünf Minuten, um seine Punkte vorzutragen, bevor das Tamagotchi ungeduldig wird und anfängt, digitale Flammen zu spucken. Wenn jemand zu lange spricht oder vom Thema abweicht, fängt das Tamagotchi automatisch an, laut zu piepsen und wild herumzuspringen. Das sorgt dafür, dass die Teilnehmer prägnanter und fokussierter sprechen.
Um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer aktiv zuhören, stellt das Tamagotchi zufällig Fragen. Wenn jemand die Frage nicht richtig beantwortet, wird das Tamagotchi traurig oder kann sogar – im Extremfall – virtuell verhungern. Das ist sicherlich ein Anreiz, aufmerksam zu bleiben und sich aktiv einzubringen.
Natürlich behalten die Tamagotchis auch die Zeit im Auge. Wenn ein Meeting über die geplante Zeit hinausgeht, wird das Tamagotchi ungeduldig. Es beginnt mit den Augen zu rollen, zu seufzen und sogar virtuell auf die Uhr zu schauen, um den Druck zu erhöhen.
(Bilder: AdobeStock, Canva)