Es war ein trauriges Jahr für alle begeisterten Hobby-Köche mit Faible für die asiatische Küche. Die großen Schweizer Einzelhandelsketten boten unerwartet in den für Konsumenten bekannten Verpackungen, ohne darüber zu informieren, ausschließlich geschmackslosen Koriander an. Optisch war für Laien der Unterschied mit bloßem Auge nicht erkennbar. Sobald jedoch Herr und Frau Schweizer ihre Tom Kah Gai Suppe Schritt für Schritt nach der klassischen Betty Bossi Rezeptur zubereiteten, schauten sie nicht schlecht, als der zur Zierde und geschmacklichen Abrundung gekaufte Koriander absolut keinen Eigengeschmack beinhaltete.
Doch was passiert nun? Im Vergleich zu anderen Kulturen verhalten sich Herr und Frau Schweizer hier komplett kontraintuitiv. Es wäre zu erwarten, dass man sich über die Farce beschwert oder sich zumindest entscheidet, das Produkt nicht mehr zu kaufen. Beobachtet man jedoch die Spezies in freier Wildbahn, dann stellt man fest, dass die Betroffenen abermals in denselben Laden gehen und sich das Produkt erneut kaufen. Nach Albert Einstein erfüllt der Schweizer in dieser Hinsicht exakt die Definition von Wahnsinn: indem er das Gleiche tut und ein anderes Ergebnis erwartet.
Dieses Verhalten lässt sich folgendermaßen erklären: Die schweizerische Regelkonformität, gepaart mit der genetisch bedingten Höflichkeitsdisposition, lässt den Schweizer an seinen eigenen Sinnen zweifeln. Er geht davon aus, dass der fehlende Geschmack nicht tatsächlich mit der Qualität des Produkts in Zusammenhang steht oder dass ihm aus Gewinnstreben heraus mangelhafte oder, wie in diesem Fall, geschmacklose Ware verkauft wurde, sondern dass ihn sein Geschmackssinn täuscht.
Es ist unter andren Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Deutschland zu verdanken, dass sie, durch ihr aus Schweizer Sicht etwas unvermittelt impulsdurchbrüchig wirkendes Äußern von Unzufriedenheit, es geschafft haben, den Missstand durch direktes Ansprechen zu korrigieren und die Migros- und Coop-Geschäftsleitung davon zu überzeugen, in drei Jahren wieder Koriander mit Geschmack im Sortiment anzubieten.
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