Franz Immervoll (Name der Redaktion und ihnen bekannt) ist Paketzusteller. Seit 1999. War es »damals« zu seinen Anfangszeiten noch ein durchaus ruhiger Job, ist es mittlerweile nicht zuletzt aufgrund der aktuell 698.783.504 Onlineshops weltweit alles andere als ruhig. „Vor 20 Jahren hab ich zwischendurch schon mal die eine und andere Stunde bei meinen Romanzen verbringen können. Aber mittlerweile habe ich so viel zu tun, dass ich sogar meine eigene Urinflasche dabei haben muss, weil keine Zeit ist, auf´s Klo zu gehen,“ so der überarbeitete und frustrierte Paketzusteller.

So wie Herrn Immervoll geht es zig-tausenden DHL, UPS, DPD, Hermes, GLS, Post und-wie-sie-alle-heißen-Mitarbeitern rund um den Globus. „Und in der Vorweihnachtszeit ist das Ganze dann nochmals um 35,8 Potenzen ärger“, pfeift es Immervoll aus seinem letzten Loch.

Paketzusteller „erfindet“ sich neu

„Irgendwann nach Weihnachten letztes Jahr bin ich nach dem obligaten Weihnachtsbesäufnis nach vier Tagen aus meinem Koma erwacht und habe gewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Im letzten Jahr bin ich herumgefahren und habe die einen und anderen Pakete einfach verschwinden lassen. Aber in diesem Jahr war ich an der Reihe! Ich dachte mir: Warum in den Wald raus fahren, und nicht einfach ein paar Geschenke mir selbst zustellen? So kann ich Nerven sparen und gleichzeitig diese »Selbstbescherungssaison« zu meinem ganz persönlichen Fest der Bescherung machen“, sagt er mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

Statt die Pakete auszuliefern, entschied sich der gewiefte Zusteller, einige der besonders vielversprechenden Pakete zu behalten. „Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, welche Pakete die besten Überraschungen enthalten könnten. Manchmal sind es die unmarkierten, unscheinbaren Kartons, die die wahren Schätze bergen“, gestand er lachend.

Die Liste seiner »unerwarteten Beute« reicht dabei von liebevoll verpackten Päckchen, über Luxusartikel, elektronische Gadgets und sogar ein paar handgefertigte Köstlichkeiten bis hin zu handgeschriebenen Dankesbriefen von unbekannten „Gönnern“ – Kunden, die die Kunst des Gebens in dieser festlichen Jahreszeit besonders ernst nehmen. „Ich hatte nie gedacht, dass die Menschen so großzügig sein könnten. Vielleicht liegt es daran, dass sie denken, wenn sie [Anmerkung: mir] etwas schenken, wird ihr eigenes Paket »sicherer« ankommen“, scherzte er.

Pakete, die von einem Mitarbeiter auf einem Flugfeld abtransportiert werden, Stichwort Paketzusteller.
(c) Pixabay.com
Hier schafft Immervoll eine neuen Lieferung zu sich nach Hause.

Festliche Stimmung von einer Nicht-Zustellung bis zur nächsten

Trotz der vielen unerwarteten Geschenke bleibt der Paketzusteller realistisch. „Die Leckereien und die netten Worte sind großartig, aber ich werde immer noch von verpassten Lieferfristen und beschwerenden Kunden verfolgt. Gesten erst erhielt ich einen Anruf von jemandem, der nach seinem verschwundenen Paket suchte. Ich sagte einfach: ‚Oh, tut mir leid, das muss ein Versehen sein. Aber hey, frohe Feiertage!‘ und habe einfach aufgelegt. Leider hält durch derartige Vorfälle die festliche Stimmung nur bis zur nächsten nicht zugestellten Bestellung an“, sagte er mit einem Hauch von Ironie.

Schlechtes Gewissen hat Immervoll dabei nicht: „In einer Welt, in der alles so hektisch ist, braucht man eben seine kleinen Freuden. Ich sehe das als eine Art Bonus für all den Stress, den wir während des Rest des Jahres durchmachen. Es ist schließlich die Zeit des Gebens – und warum sollte es nicht auch mal für mich selbst etwas geben?“

Während der Rest der Welt weiterhin mit dem Versand von Last-Minute-Geschenken beschäftigt ist, genießt Immervoll seinen eigenen kleinen Schatz.

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