In einem Akt kafkaesker Absurdität wurde Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab damit beauftragt, für Österreich eine neue »Leit-Kultur« zu erstellen. Und weil sie selber darüber zu wenig weiß, bildete sie einen Arbeitskreis mit sorgfältig ausgewählten Ignoranten, Tunnelblick-Trägern und Rückwärtsdenkern und -innen. Ziel der Übung ist es, der Öffentlichkeit ein Dokument vorzulegen, das die Werte und Normen einer »wahren« österreichischen Identität definiert.

Die »Leit-Kultur«, die so hartnäckig von der Regierung propagiert wird, dass man fast schon mutmaßen könnte, es wäre ein SNU (strategisch notwendiger Unsinn), um von brisanten Themen abzulenken, ist jedenfalls eine Sammlung von Klischees, Stereotypen und überholten Vorstellungen, die selbst den wildesten Fantasien eines zurückgebliebenen Nationalisten entsprechen würden. Unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln oder Raus aus Österreich“ enthält sie eine Reihe von Richtlinien, die als wesentlich erachtet werden, um die nationale Identität zu stärken.

„Es ist höchste Zeit, dass wir wieder einen klaren Kurs einschlagen“, erklärt ein anonym bleiben wollendes Arbeitskreismitglied mit strengem Blick. „Unsere Kultur ist nicht verhandelbar und vielmehr in Gefahr, von Fremdeinflüssen überrollt zu werden. Es ist an der Zeit, dass wir uns auf das besinnen, was uns wirklich ausmacht: Schnitzel, Walzer und einen grundsoliden Hang zur Ignoranz. Denn wenn wir nicht aufpassen, enden wir alle damit, Pizza zu essen und Tango zu tanzen wie die Italiener!“

Wir von K2-Magazine konnten einen Blick auf ein erstes streng geheimes internes »Leit-Kultur-Konzept« werfen. Hier sind einige Highlights daraus:

»Leit-Kultur« – oder ein absurder Versuch, Österreichs Vielfalt zu unterdrücken

Dirndl und Lederhosen als Amtstracht
Jede Bürgerin und jeder Bürger Österreichs wird angewiesen, sein Dirndl oder seine Lederhose mindestens dreimal pro Woche zu tragen. Wer sich weigert, wird mit einem Verweis auf vermeintlich „verlorenen Werte“ bestraft. Alle, die bis dato weder Dirndl noch Lederhose besitzen, erhalten nach Einreichen der Rechnung inklusive Staatsbürgerschaftsnachweis einen 148,32 %-igen Kostenersatz.

Pflicht zum Tragen von Trachtenhüten
Natürlich sind Dirndl und/ oder Lederhose nur die halbe Miete. Daher wird (auch) das Tragen von Trachtenhüten zur gesetzlichen Vorschrift erhoben. Wer keinen Hut trägt, wird öffentlich an den Pranger gestellt und muss den „Radetzkymarsch“ singen, bis er/ sie sich besinnt.

Wienerschnitzel-Pflicht
Es wird zur Pflicht erklärt, mindestens einmal täglich ein Wiener Schnitzel und/ oder Schnitzelsemmel zu essen. Vegetarier und Veganer werden freundlich darauf hingewiesen, dass ihre Lebensweise eine Bedrohung für die österreichische Kultur darstellt. Im Zuge dessen wird es auch ein Verbot des Verzehrs von Döner Kebab und Falafel geben – es sei denn, sie werden mit Wiener Schnitzel serviert.

Walzer als Nationalsport
Jede Bürgerin und jeder Bürger muss in der Lage sein, den Wiener Walzer zu tanzen. Wer es nicht kann, wird zur Teilnahme an Intensivkursen in Volkstanz verpflichtet. Körperliche Bestrafungen für schlechte Tanzleistungen sind nicht ausgeschlossen. „Es ist an der Zeit, dass wir uns von diesen ausländischen Tänzen wie Salsa, Tango oder Hip-Hop distanzieren. Unsere Jugendlichen sollen keine Zeit mit solchem Unsinn verschwenden, wenn sie stattdessen die glorreiche Tradition des Wiener Walzers erlernen können,“ so bereits weiter oben zitiertes Arbeitskreismitglied.

Fremdsprachenverbot
Das Sprechen von Fremdsprachen wird als Verrat an der Nation betrachtet. Wer dabei erwischt wird, wird zur Teilnahme an „Pflichtkursen für reines Österreichisch“ verpflichtet, die von einem Chor nationalistischer Dichter geleitet werden.

Jodeln beim Betreten öffentlicher Gebäude
Um auch das heimische Liedergut gebührend zu würdigen, muss künftig jede und jeder beim Betreten eines öffentlichen Gebäudes jodeln. Zu diesem Zweck werden spezielle Eingangsschranken installiert, vergleichbar mit den Security Checks an Flughäfen, die erst dann ein Betreten des Gebäudes ermöglicht, nachdem man 30 Sekunden gejodelt hat. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird es streng getaktete Timeslots geben, damit es in der Früh bzw. am Vormittag nicht zu zusätzlichen Verzögerungen beim Betreten ihrer Amtsstuben kommt.

Förderung von Anstand und Höflichkeit
„Es ist an der Zeit, dass wir zurückkehren zu einer Zeit, in der Menschen einander respektvoll behandeln. Das bedeutet, dass man sich beim Anstellen nicht vordrängelt, dass man seinen Müll in die Mülltonne wirft, und dass man beim Essen nicht mit vollem Mund spricht. Die Einhaltung dieser Maßnahmen werden von speziell geschulten »Anstands- und Höflichkeitsräten« überwacht“, so das anständig motivierte Arbeitskreismitglied.

Ein Teller mit einem Schnitzel mit Pommes, Stichwort Leit-Kultur.
(c) AdobeStock
Unser tägliches Schnitzel gib uns heute…

OeVP – die Old Vashioned Party

Kritiker werfen Raab vor, eine rückwärtsgewandte Agenda zu verfolgen, die das Land isolieren und seine Vielfalt unterdrücken könnte. „Diese Leit-Kultur ist nichts weiter als ein Versuch, die Menschen in ein enges Korsett zu zwängen und jegliche Form von kultureller Diversität zu ersticken. Anstatt Vielfalt zu feiern und sich den Herausforderungen der modernen Welt zu stellen, verschanzt sich die ÖVP-dominierte Regierung hinter einem Schleier aus Nostalgie und Engstirnigkeit. „, so ein Sprecher einer Menschenrechtsorganisation. „Österreich ist mehr als nur Schnitzel und Walzer. Es ist Zeit, dass Ministerin Raab das akzeptiert.“

Trotz der Kritik scheint Ministerin Raab entschlossen, ihren Kurs fortzusetzen. „Diese Leit-Kultur ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem stärkeren, reinrassigen Österreich. Wer sich nicht anpasst, wird die Konsequenzen tragen müssen. Und das ist ein Versprechen, das ich nicht nur meinen Landsleuten, sondern auch den Zuwanderern gebe!“

Während Ministerin Raab und ihre AK-Mitglieder also weiterhin in ihrer selbstgeschaffenen Blase der Ignoranz verharren, bleibt zu hoffen, dass die vernünftigen Bürgerinnen und Bürger Österreichs sich gegen diesen absurden Rückschritt zur Wehr setzen und für eine offene, tolerante Gesellschaft kämpfen, die den Herausforderungen der Gegenwart gewachsen ist.

K2 – wir tanzen jodelnd Walzer beim Schnitzel Essen. Seit 1999.

(Bilder: Screenshot, AdobeStock)

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