In der idyllischen Welt der Vorstadtidylle gibt es ein nicht so idyllisches Thema, das die Gemüter erhitzt wie kein zweites: das Rasenmähen nach 19 Uhr. Sollte man es wagen, den Rasenmäher zu dieser unchristlichen Stunde anzuwerfen, oder ist es ein unverzeihliches Vergehen gegen den Frieden (in) der Nachbarschaft? Hier ein »deep dive« auf die Argumente beider Seiten.

Pro-Rasenmäher-Aktivisten: Die Verfechter der Freiheit

Die Befürworter des abendlichen Rasenmähens sehen sich als tapfere Kämpfer für die individuelle Freiheit. „Warum soll mein Rasen unter der Diktatur der Uhrzeit leiden?“ fragt Herr Sepp Nevryvie entrüstet. „Meine Wiese hat genauso ein Recht auf einen gepflegten Schnitt wie jede andere – ganz egal wie spät es gerade ist! Außerdem schweißt ein gemeinsames Hobby zusammen. Wenn man um 19:30 Uhr den Mäher anwirft, lernt man schnell die ganze Nachbarschaft kennen. Man kann sich gegenseitig über die Hecke hinweg anfeuern oder vielleicht sogar abwechselnd mähen.“

„Nach einem langen Arbeitstag gibt es nichts Besseres als das beruhigende Brummen des Rasenmähers“, ergänzt Herr Ewald Müller, während er im blauen Jogginganzug seine motorisierte Grünflächenpflege genießt. „Es ist wie eine Symphonie der modernen Gartengestaltung aus Natur und Technik – und das bei idealen Lichtverhältnissen: Die blendende Mittagssonne ist weg, und das sanfte Abendlicht ermöglicht präzises Mähen ohne Schattenwurf. Man kann jeden einzelnen Grashalm sehen und bearbeiten. Und letztlich bieten die kühleren Abendstunden perfekte Bedingungen für körperliche Arbeit. Kein Schweiß, kein Hitzeschlag, nur pure Effizienz.“

Die lärmgeplagten Nachbarn: Ein Aufschrei der Vernunft

Auf der anderen Seite stehen die lärmgeplagten Nachbarn, die verzweifelt nach einem ruhigen Abend suchen. Frau Julia Lässacker, die seit Jahren gegen den „Rasenmäher-Terror“ kämpft, stellt klar: „Jeder von uns hat ein Recht auf Ruhe und Entspannung nach einem langen Arbeitstag. Wenn ich um 19 Uhr meine Lieblingsserie schaue, will ich nicht, dass sie vom infernalischen Kreischen eines Rasenmähers übertönt wird.“ Für sie ist der abendliche Lärm ein direkter Angriff auf ihre Lebensqualität und ein Zeichen der Rücksichtslosigkeit.

„Es gibt Menschen, die nach 19 Uhr einfach nur ihre Ruhe haben wollen“, schlägt Frau Helene Angler in die selbe Kerbe: „Ein Glas Wein auf der Terrasse, ein gutes Buch in der Hängematte und das Gezwitscher der Vögel – ohne das Dröhnen eines Rasenmähers im Hintergrund. Sonst kann ich ja gleich den ganzen Sommer über in meinem Stadtpalais bleiben.“

Schließlich warnt Sybille Turnschuh: „Stellen sie sich vor, jemand stolpert über ein im Gras verstecktes Spielzeug, weil er im schwindenden Abendlicht nicht mehr gut sieht. Nicht auszudenken, was da alles passieren kann. Rasenmähen im Dunkeln ist einfach ein zusätzliches Unfallrisiko!“

Ein Jäger mit seinem Gewehr im Anschlag, Stichwort Rasenmähen.
(c) AdobeStock
Man(n) muss ja nicht gleich übertreiben, wenn der Nachbar zu „unchristlichen“ Zeiten seinen Rasen mäht…

Rasenmähen im Flüstermodus und Kopfhörer für alle

Einige kreative Köpfe haben mittlerweile versucht, eine Art Mittelweg zu finden. „Warum nicht Rasenmäher mit Schalldämpfern erfinden?“ schlägt der innovationsfreudige Daniel Triebdüse vor. „Oder wir könnten alle Kopfhörer tragen, die das Geräusch dämpfen. Waldarbeiter machen das ja auch. Oder vielleicht können wir ja ein Abkommen aushandeln: Rasenmähen von 18:30 bis 19:00 Uhr an geraden Tagen und von 19:00 bis 19:30 Uhr an ungeraden Tagen.“

Diese Vorschläge, so absurd sie auch klingen mögen, zeigen die verzweifelte Suche nach einer Lösung, die allen gerecht wird. Vielleicht könnte ein abendlicher Rasenmähertanz mit leisen Elektrogeräten die Wogen glätten und gleichzeitig eine neue Vorstadttradition begründen.

K2 – wir mähen unsere Rasenflächen immer mit Stirnlampe. Nach 22 Uhr. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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