In einer außerordentlichen Verbandssitzung hat der VP-dominierte Österreichische Fleischhauerverband (ÖFV) beschlossen, den Weg von Elon Musk zu folgen (Anmerkung: Musk klagt ab sofort große Firmen, wenn diese sich weigern, auf X Werbung zu schalten) und zieht nun Vegetarier und Veganer vor Gericht. Der Vorwurf: Kaufboykott in Milliardenhöhe.

Laut dem Verband, der für die Interessen von Fleischhauern im Land eintritt, hätten Vegetarier und Veganer durch ihre bewusste Entscheidung, kein Fleisch zu kaufen, der Fleischindustrie „unermesslichen Schaden“ zugefügt. „Es ist ein Skandal!“, so der Vorsitzende des Verbands, Hans W. Urst. „Diese Menschen boykottieren aktiv unsere Produkte, nur weil es nicht ihren persönlichen Vorlieben entspricht. Das ist Diskriminierung pur! Wir haben alles versucht, um diese Leute zu überzeugen – von Bio-Fleisch bis hin zu kostenlosen Verkostungen. Aber nein, sie bestehen darauf, weiterhin Gemüse zu essen und Tofu zu grillen. Das ist wirtschaftsschädigend! Es geht hier nicht nur um Würstel und Schnitzel, sondern um die Zukunft einer ganzen Branche!“

Der Verband fordert nun eine Entschädigung in Milliardenhöhe. Die Klage stützt sich auf die Argumentation, dass jede Bürgerin und auch jeder Bürger eine moralische Verpflichtung habe, die heimische Wirtschaft zu unterstützen. „Wer kein Fleisch kauft, handelt unpatriotisch und wirtschaftsfeindlich“, erklärt Urst weiter. „Unsere Fleischhauer sind das Rückgrat der Nation – wenn sie keinen Umsatz machen, leidet das ganze Land!“ Konkret richtet sich die Klage an alle Personen, die seit mindestens einem Jahr kein Fleisch gekauft haben – eine Zielgruppe, die laut dem Verband „bewusst und böswillig“ der heimischen Wirtschaft schadet.

Fleischhauer werden wegen „persönlichem Geschmacksterrorismus“ geklagt

Als erste Reaktion auf die Klage haben sich zahlreiche Vegetarier und Veganer zusammengetan, um eine Gegenklage wegen „persönlichem Geschmacksterrorismus“ einzureichen. Sie werfen dem ÖFV vor, ihre Ernährungsweise zu diskriminieren und das Recht auf freie Konsumwahl zu untergraben. „Die Klage ist genauso absurd wie die Vorstellung, dass unser Kaufverhalten für den Niedergang der Fleischwirtschaft verantwortlich ist“, so ein Sprecher der Veganer. „Vielleicht sollte der Fleischhauerverband in Betracht ziehen, statt zu klagen, einfach mal frisches Gemüse anzubieten. Wir boykottieren ja auch keine Bäckereien, weil sie Brote ohne Speck anbieten“.

Vitrine eines Fleischhauers.
(c) AdobeStock
Erste Fleischhauer erweitern bereits ihr Produktportfolio für Vegetarier und Veganer.

Die österreichische Regierung hält sich bisher bedeckt, doch hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass das Justizministerium die Klage als „interessante juristische Herausforderung“ betrachtet. Die Rechtsexperten des Hauses zeigen sich skeptisch, ob die Klage Aussicht auf Erfolg hat, warnen jedoch vor einem möglichen Präzedenzfall: „Sollte der Fleischhauerverband gewinnen, könnten als nächstes Supermarktketten gegen Minimalisten klagen, Baumärkte gegen DIY-Bastler oder Fast-Food-Ketten gegen Fitnessbegeisterte.“

Man darf gespannt sein, wie dieses brisante Thema vor Gericht ausgehen wird. Eines ist sicher: Die österreichische Fleisch- und Pflanzenwirtschaft hat ihren ganz eigenen Fleischkrieg entfacht, und die ganze Welt schaut zu – vielleicht sogar mit veganem Popcorn in der Hand.

K2 – wir essen unser Schnitzel ausschließlich mit Tofu. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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