Einerseits ist es überraschend. Andererseits auch wieder nicht. Letztlich wächst aber – nun auch offiziell – zusammen, was schon immer zusammen gehörte: In einer überraschenden Wendung der Ereignisse hat nämlich die Raiffeisen-Gruppe angekündigt, dass sie noch vor Weihnachten den Bauernbund übernehmen wird. Nach Jahrzehnten intensiver Zusammenarbeit, die von vielen ohnehin als „inoffizielle Übernahme“ interpretiert wurde, hat Raiffeisen nun den entscheidenden Schritt getan, um ihre Ambitionen in der Agrarwirtschaft zu festigen.

„Es war ein logischer Schritt und endlich an der Zeit, die Dinge offiziell zu machen“, erklärt ein Sprecher der Raiffeisen-Gruppe, der nur unter dem Pseudonym „Kronprinz der Landwirtschaft“ bekannt ist. „Wir haben so viel gemeinsam: Wir lieben Geld, wir lieben Land, wir lieben es, unseren Einfluss auszubauen und wir wollen möglichst wenig Veränderungen. Warum also nicht alles unter einem Dach vereinen? Schließlich haben wir ohnehin schon alle Fäden in der Hand gehabt – jetzt steht es eben auch im Vertrag.“

Die Nachricht hat in landwirtschaftlichen Kreisen nicht für allzu große Aufregung gesorgt. Ein Bauer, der anonym bleiben möchte, sagte: „Jetzt können wir endlich aufhören, so zu tun, als ob wir unabhängig wären. Ich meine, wer hat denn wirklich geglaubt, dass der Bauernbund nicht längst von Raiffeisen gesteuert wird? Und solange ich meinen Traktor rechtzeitig finanziert bekomme, kann von mir aus die Bank auch gleich meine Felder pflügen. Außerdem ist es ja auch praktisch, wenn man alles aus einer Hand bekommt – Kredite, Traktoren und politische Entscheidungen.“

Der neue Slogan des fusionierten Unternehmens lautet: „Raiffeisen – Jetzt auch auf dem Acker!“ Und es gibt bereits Pläne, die traditionellen Bauernmärkte durch hochmoderne Raiffeisen-AgroMärkte zu ersetzen, wo man nicht nur Saatgut und Dünger kaufen kann, sondern auch gleich den passenden Kreditvertrag.

Experten sehen die Übernahme als Zeichen einer neuen Ära in der Landwirtschaft: „Das ist der Beginn des Agro-Imperiums 2.0. Warum sollte man als Bauer noch selbstständig arbeiten, wenn man einfach alles bei Raiffeisen abgeben kann?“

Raiffeisen – Bauernbund-Fusion noch vor Weihnachten

Die Fusion wird bis zum Hl. Abend abgeschlossen sein, gefolgt von einer feierlichen Übernahmezeremonie, bei der Raiffeisen den symbolischen „Schlüssel zur Landwirtschaft“ entgegennehmen wird. Gerüchte besagen, dass als Ehrengäste auch Vertreter der großen Saatgut- und Düngemittelkonzerne eingeladen sind – schließlich gehören auch sie zur Familie.

Ein Ende des Bauernbundes bedeutet das jedoch nicht. Er bleibt als eigenständige Marke innerhalb des Raiffeisen-Konzerns erhalten – so wie eine nostalgische Erinnerung an eine Zeit, in der es in der Landwirtschaft noch nicht um Zinseszinsen und Dividenden ging, sondern einfach nur um gute Ernten und harte Arbeit.

Auf die Frage, was sich für die Mitglieder des Bauernbundes ändern wird, antwortete der Kronprinz: „Nichts. Gar nichts. Außer vielleicht der Briefkopf.“ Tatsächlich sollen die gewohnten Abläufe beibehalten werden: Die Entscheidungen werden weiterhin hinter verschlossenen Türen getroffen, und die öffentliche Kommunikation bleibt so kryptisch wie eh und je.

Im Zuge der Fusion plant Raiffeisen jedenfalls auch eine Reihe neuer Dienstleistungen für die Landwirte: Neben den klassischen Bankgeschäften wird es künftig auch Beratung zu Bodenbewirtschaftung, Tierhaltung und Agrarpolitik geben – alles natürlich mit einem kleinen Aufpreis. Besonders beliebt ist das neue „Feldkonto“, bei dem Bauern mit jedem gepflügten Hektar Treuepunkte sammeln können. Diese können dann gegen praktische Prämien wie Gummistiefel oder Traktormodelle eingetauscht werden.

Die Hand eines Mannes, der einen Kugelschreiber hält, Stichwort Raiffeisen.
(c) AdobeStock
Die Verträge zur Fusion sind bereits unterschrieben, es ist somit alles »auf Acker«.

Ob dies der Beginn einer neuen goldenen Ära oder das Ende des unabhängigen Landwirts ist, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Die Landwirte werden sich jetzt nicht mehr nur um ihre Ernte, sondern auch um ihre Aktienkurse sorgen müssen.

K2 – auch wir kaufen uns jedes Jahr zwei neue Traktoren. Seit 1999.

(Bilder: K2-Magazine, AdobeStock)

Free website traffic