Aktuell gibt es in der Ban…, ah Alpenrepublik Österreich eine durchaus intensiv geführte Diskussion über eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Wir von K2-Konsulting haben jedoch in einer groß angelegten Feldstudie (Sample: 104.798 Personen im Alter von 15 – 98, Befragungszeitraum 1. bis 5. April, Methode: persönliche Interviews) vor allem eine Tatsache eindeutig belegen können: Kaum jemand der von uns persönlich Befragten Personen hat unter Wahrung seiner Anonymität verschwiegen, dass er oder sie ohnehin maximal 10 (in Worten: zehn) Stunden pro Woche effektiv arbeitet.
Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie geht der Trend zu (viel) mehr Homeoffice. Aber Hand auf´s Herz: im Büro zu Hause wird geschlafen, werden Serien geschaut, wird die Wohnung geputzt, wird mit Freundinnen und Freunden ungestört(!) telefoniert, werden Einkäufe erledigt (offline als auch online) – und dann werden ob der zahlreichen Aufgaben auch noch viel zu viele Überstunden angegeben. Oder anders gesagt: die Vorgesetzten werden nach Strich und Faden belogen.
Und wenn man sich erst einmal in diesem »Hamsterrad« befindet, wird es zunehmend schwieriger, sich zu konzentrieren bzw. sich zu motivieren – wie auch, wenn man sozusagen on top auch noch permanent eingeraucht ist? Oder anders formuliert: immer mehr Arbeitnehmer•innen kommen so auf maximal 10 Stunden pro Woche, in denen »für« die Firma gearbeitet wird.
Arbeitswelt 2.0 – wenn Onlinemeetings zum Motivationskiller werden
Neben dem Fehlen eines Vorgesetzten, sprich Antreibers, haben wir vor allem Onlinemeetings als einen weiteren Hauptgrund für die schwindende Arbeitsleitung ausgemacht. Denn: Onlinemeetings sind zumeist extrem langatmig und letztlich wird nie etwas entschieden oder getan.
„Entsprechend ist das Fenster der Onlinemeetings vielleicht auf einem Viertel meines Zweitbildschirms. Auf meinem Hauptbildschirm spiele ich dann online mit meinen Freunden, was super ist, wenn man eigentlich sonst relativ wenig Zeit dafür hat. Unterm Strich hab ich mit meinen Kumpels Spaß und passieren tut eh nichts. Das funktioniert seit drei Jahren ausgezeichnet.“
Richard*, 27, Softwareentwickler in Kapfenberg.
Allerdings zeigt sich, dass physische Anwesenheit im Büro nicht automatisch bedeutet, dass dort mehr gearbeitet werden würde. Viele Mitarbeiter•innen sind zwar jede Woche 40 und mehr Stunden anwesend, haben aber schon längst den inneren Rückzug angetreten. Konkret heißt das, dass sie zumeist nur mehr das Allernötigste erledigen. Dazu zählen dann Tätigkeiten wie Papier in den Kopierer geben oder Kaffee für die Kaffeemaschine kaufen. Sie sind zwar physisch präsent, beantworten auch das eine oder andere (wichtigste) Mail oder nehmen den Telefonhörer ab wenn’s läutet – aber den Großteil der Arbeitszeit investieren sie anders (Internet surfen, Onlineshoppen, ein Buch schreiben, etc.).
Innerlich gekündigt
Manche Menschen sprechen mit Kolleg•innen darüber, wie es ihnen mit der Entfremdung von der Arbeit geht – andere ziehen sich zurück. Menschen, die ihren Arbeitszeitbetrug aus dem Homeoffice gezielt vertuschen, haben kein Vertrauen in ihre Vorgesetzten. Sie nehmen sie oft nur noch als die Profiteure ihrer Arbeit wahr und glauben, sie selbst hätten wenig davon, Stichwort Karriereleiter.
Ich arbeite regelmäßig deutlich weniger, als ich eigentlich sollte, und es fällt niemanden auf. Die Führungskräfte sind so mit Pseudomanagement beschäftigt, dass wir locker mit der 90:10 Regel durchkommen. 90 Prozent der notwendigen Arbeiten schaffen wir in 10 Prozent der Zeit. Ich schreibe zum Beispiel Mails vor und schicke sie dann alle bei Bedarf ab, damit ich mein »Engagement« unter Beweis stellen kann.
Josef*, 37, Projektmanager in Landeck.
Auch Überstunden werden verschwiegen
Nicht alle Arbeitnehmer•innen, die hinsichtlich ihrer Arbeitszeit lügen, tun dies, weil sie weniger arbeiten als in ihrem Vertrag vereinbart. Manche (0,003728 Prozent) verschweigen auch, dass sie ihre Arbeit in der ihnen zur Verfügung stehenden bzw. bezahlten Zeit nicht erledigen können, weil Aufgaben bei ihnen deutlich länger brauchen, als sie vorgeben.
Nicht selten arbeite ich bis tief in die Nacht, zum Ausgleich mache ich dafür manchmal tagsüber gelegentlich längere Pausen oder melde mich für die Mittagspause nicht ab. Abends bin ich einfach konzentrierter, weil ich ungestört bin. Letztlich profitiert aber mein Arbeitgeber davon, dass ich mich nicht an die offiziellen Arbeitszeiten halte, daher habe ich – auch wenn ich meinen Mitarbeiter*innen oft kein gutes Vorbild war –, kein schlechtes Gewissen.
Thekla*, 33, Projektmanagerin in Oberpullendorf.
*Namen geändert aber bekannt.
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