Wie heißt es so treffend: Einer ist bei den Bierpreisen immer der Erste. Und in diesem Fall zapft sich ein Wirt aus dem 7. Wiener Gemeindebezirk in die Poleposition. Denn als Folge des inflationsbedingten Rückgangs an Gästen ist er bundesweit der erste Gastronom, der für ein Bier mehr als 10 Euro verlangt, nämlich exakt 10,50 EUR. Für ein Seidel wohlgemerkt. Für ein großes Bier muss die Kreditkarte – sollte mit dieser bezahlt werden, wird eine Kartengebühr von pauschal 5 EUR verrechnet – schon mit 17,90 EUR belastet werden.

In dem kleinen, aber feinen Gasthaus, das irgendwo zwischen „Hochpreisweg“ und „Abzockerstraße“ liegt, treffen wird den Wirten zu einem Gespräch: „Ja, wir sind uns bewusst, dass das ein wenig teuer ist“, so der Gastronom, während er seinen goldenen und mit Diamanten besetzten Umhang locker über seine linke Schulter wirft. „Aber das ist kein Bier mehr, das ist ein Statement. Ein Statement für Luxus, Eleganz und das Gefühl, dass man sich leisten kann, Dinge zu kaufen, die man eigentlich nicht braucht.“

Die Reaktionen der Gäste sind gemischt. Einige konnten ihren Ohren nicht trauen und fragten, ob sie vielleicht schon zu viel Bier getrunken hätten und falsch gehört hätten. Andere rieben sich ungläubig die Augen und schüttelten den Kopf. Ein älterer Herr in Lederhosen ruft: „Das ist doch keine Maß, das ist eine unglaubliche Maß-losigkeit!“ Ein langjähriger Stammgast meinte: „Ich habe hier schon so viel Biere getrunken, dass ich erwarte, dass sie mit einem persönlichen Butler und einem Live-Orchester serviert werden, wenn ich mehr als 10 Euro bezahlen soll!“

Bierpreis steigt – Kinnlade der Gäste fällt

Doch der Wirt des „Goldenen Goldesels“ bleibt standhaft. „Wir bieten nicht nur Bier an, wir bieten ein Erlebnis“, betont er. „Wenn sie hier unser künstlerisch veredeltes und aus den reinsten Quellen des Hopfenlandes handgefertigtes Bier bestellen, erhalten sie zusätzlich die einzigartige Erfahrung, die sie sonst nirgendwo bekommen. Ein Glas, das so poliert ist, dass man sein Spiegelbild darin sehen kann. Ein Kellner, der ihnen das Bier wie ein Schatz präsentiert. Und das Gefühl, dass sie gerade einen kleinen Teil ihrer Hypothek verkonsumiert haben.“

Experten raten den Gästen bereits, vorsichtig zu sein. „Das Bier mag zwar teuer sein, aber Vorsicht, wenn sie die Rechnung sehen“, warnt ein Finanzberater. „Sie könnten am Ende mehr bezahlen, als sie es für ihr Auto getan haben. Denn die Zeiten, in denen sie für ein Bier nur ihr Sparschwein plündern mussten, scheinen vorbei zu sein. Schließlich weiß man nie, wann das nächste Bier die Marke von 20 Euro überschreiten könnte!“

Ein Glas mit Bier von hinten beleuchtet und umgeben von Nebelschwaden, Stichwort Bierpreis.
(c) AdobeStock
Für die einen „nur“ ein Bier – für die anderen »flüssiges Gold«.

Ob diese Preisrevolution eine dauerhafte Veränderung im Bierkonsumverhalten bewirken wird oder ob die Stammgäste einfach weniger trinken werden, bleibt abzuwarten.

K2 – wir zahlen nie für Bier. Wir trinken auch keines. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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