Ja, früher, also so bis Mitte der 2010er Jahre, konnte man sich darauf verlassen, dass man nach den Wintermonaten noch genug Zeit hatte, um an seiner »perfekten Bikinifigur« zu arbeiten. Man konnte sein Leben quasi mit der Genauigkeit eines Schweizer Uhrwerks organisieren. Aber jetzt, in Zeiten des Klimawandels, muss man bereits Anfang April in Bestform sein, um mit den unerbittlichen Standards der Bikinisaison Schritt zu halten.

Früher konnte man sich gemütlich durch den Winter schlemmen, den Abgang der Weihnachtsgans mit dem einen und anderen Keks versüßen; den Jahreswechsel wie immer mit einem deftigen Käsefondue und jeder Menge Schampus begießen; die Ballsaison gemütlich an der Bar über»stehen«; den österlichen Cholesterinbombenhagel auf der Couch durchtauchen – und das alles, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob der mehr oder weniger leichte Bauchansatz für den Sommerurlaub akzeptabel war.

Aber jetzt? Jetzt lauern überall schon ganzjährig diese erbarmungslosen Bikinibody-Werbeanzeigen, die einem ein schlechtes Gewissen einreden, wenn man nicht schon seit November täglich im Fitnessstudio schwitzt. Es ist, als ob die Gesellschaft beschlossen hätte, dass die Planung unserer Bikinifigur genauso wichtig wäre wie die Planung unserer Steuererklärung. Aber während man sich zumindest vor dem 1. April in aller Ruhe Gedanken über die Steuer machen kann, scheint die Bikinifigur einfach über Nacht einzutreten – so als ob sie seit geraumer Zeit an die Umstellung auf die Sommerzeit gekoppelt wäre.

Nur mit der Bikinifigur durch »Figurity-Check«

Es ist, als ob die Zeit eine Beschleunigung erfahren hat und wir alle auf dem Laufband des Selbstverbesserungswahnsinns gefangen sind. Vergessen sie die gemütlichen Frühlingsmorgen mit einem guten Kaffee und einem Buch – jetzt heißt es, die Zeit zu nutzen und sich im Fitnessstudio durch endlose Sätze von Squats, Crunches und Co. zu quälen, damit man bis zum ersten Strandbesuch Mitte April halbwegs akzeptabel aussieht.

Denn wer nicht schon spätestens im Februar begonnen hat seine Bauchmuskeln zu stählen, als ob sein Leben davon abhinge, für den ist der Zug zumindest für dieses Jahr abgefahren – der oder die wird im Freibad nie und nimmer durch den heuer erstmals eingesetzten »Figurity-Check« kommen. Da bleibt als Alternative lediglich das Baden an einem See und/ oder Fluss, wo man seinen Winterspeck-Body hinter Bäumen, Büschen und Sträuchern verstecken kann.

Ein dicker Mann mit Strohhut, Sonnenbrille und Luftmatratze im Arm neben einem Pool, Stichwort Bikinifigur.
(c) AdobeStock/ Pixabay.com
Im letzten Jahr hatte Frank S. noch gut lachen, heuer darf er wegen fehlender Bikinifigur (noch) nicht in seinen Pool.

Aber vielleicht sollten wir einfach alle unsere Bikinis in Decken wickeln und bis zum nächsten Jahr warten, wenn die Figurplanung vielleicht etwas weniger stressig ist – obwohl: die Zeichen der Klimawandel-Zeiten sprechen eine andere Sprache…

K2 – wir haben einen Bikini. Und eine Figur. Schon länger als seit 1999.

(Bilder: AdobeStock; AdobeStock/ Pixabay.com)

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