In dieser Rubrik beantworten wir Anfragen, die uns von unseren zahlreichen Lesern:innen erreichen. Frau T. aus I. in G. wendet sich verzweifelt an uns, mit folgender Anfrage:
«Liebes K2-Team, ich suche Ihren Rat als führende Experten in allem. Mein Arbeitgeber hat mich damit beauftragt, Bereiche in unserem Unternehmen zu identifizieren, die sich für Greenwashing eignen. Was soll ich tun?»
Liebe Frau T. aus I. in G.,
Vielen Dank für Ihre Frage. Vorab sollte Ihnen bewusst sein, dass Greenwashing in den letzten Jahren eine aus unserer Sicht komplett ungerechtfertigt negative Konnotation erlangt hat. Kritische Stimmen behaupten, dass Greenwashing eine irreführende Marketing-Taktik sei, die fälschlicherweise Behauptungen über Umweltvorteile nutze, um Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Stellen Sie sich mal vor, welche Innovationen an uns vorbeigezogen wären, ohne Greenwashing:
Keine H&M Conscious Line – dann wären womöglich weniger Kleider aus minderwertigen Stoffen mit einer Passform für niemanden unter fast identisch schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt worden. Wer hätte das Gewissen der mehrheitlichen Eco- und Social-Conscious-Kunden und Kundinnen des Mode-Giganten beruhigt, die sich im Sale fünf Paar Unterhosen für 4 Euro gekauft haben?
Keine Behauptung von McDonald’s, „nachhaltiges Rindfleisch“ zu verwenden – Was hätten die zum Großteil Tierwohl-Conscious-Fast-Food-Kunden und Kundinnen der Kette ohne eine ethisch vertretbare Wahl essen sollen? Der BigMac mit „nachhaltigem Rindfleisch“ von nicht nachhaltig gehaltenen Rindern isst sich leichter und ist auch leichter verdaubar. #Placeboisreal##
Keine Nestlé „Eco-Shape“ Wasserflasche – Die wunderschöne millionenfach hergestellte Plastikflasche, die als umweltfreundlicher als ihr vorheriges Design angepriesen worden war, sich dann aber nicht nur als genauso umweltunfreundlich herausstellte, sondern tatsächlich noch weniger recycelbare Anteile beinhaltete. #InnovationIsreal##
Wir könnten diese Liste und die vielen positiven Beiträge von Firmen endlos weiterführen. Keine Liste ist aber vollständig, ohne den Champion aller Champions, den Best in Class, den Spitzenreiter aller Spitzenreiterinnen zu erwähnen. Viele versuchen, die Welt nachhaltig zu verändern, doch nur die Besten schaffen es tatsächlich. Unser persönlicher All-Time-Favorite und unsere ungeschlagene Benchmark ist immer noch VW, genauer gesagt der Diesel-Abgas-Skandal – aka der größte Greenwashing-Skandal der jüngsten Zeit. Wir erstarren jedes Mal auf’s Neue in Ehrfurcht und finden auch heute noch große Inspiration in der mutigen und selbstsicheren Vorgehensweise und Umsetzung des Autobauers. Es erfordert Geschick, Engagement und Hingabe, über eine so lange Zeit hinweg alle ethischen Bedenken zugunsten der Gewinnmaximierung beiseite zustellen.
Wir finden, dass dieses Engagement heutzutage viel zu wenig Anerkennung erfährt. Wir tragen alle die Verantwortung dafür, dass der gute Ruf des Greenwashings und das Vertrauen in unsere Unternehmen nicht durch unsachliche und falsche Behauptungen beschädigt wird. Schauen Sie sich an, was der Tabakindustrie widerfahren ist. Bis heute hält sich der Vorwurf hartnäckig, dass Rauchen gesundheitliche Risiken berge. #sad##
In Bezug auf Ihre eingehend erwähnte Frage empfehlen wir Ihnen, direkt Kontakt mit den oben erwähnten Firmen aufzunehmen. Wir durften die Erfahrung machen, dass eine hohe Bereitschaft bei gleichzeitig großem Interesse am Wissensaustausch vorhanden ist. Wir hoffen, dass die gute Praxis des Corporate Greenwashings sich nicht einschüchtern lässt und in Zukunft mutig voranschreitet, mit dem Ziel, die Welt ein Stückchen besser aussehen zu lassen, als sie ist.
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