Laut Wikipedie ist Bürokratie [zu deutsch „Herrschaft der Verwaltung“] eine staatliche oder nicht-staatliche Verwaltung, die durch klare Hierarchien, Entscheidungen nach Gesetz und Vorschriften und geplantem Verwaltungshandeln innerhalb festgelegter Kompetenzen gekennzeichnet ist. Und nachdem sich das „Konzept Bürokratie“ mittlerweile 100e von Jahren gehalten hat – man ist sogar geneigt zu sagen, perfektioniert hat – kann es das Schlechteste nicht sein. Möchte man meinen. Oder anders formuliert: stecken sie so viel Energie wie möglich in den Aufbau bürokratischer Strukturen. Warum? Die Antwort liegt auf der Hand: Warum nicht?
Negative Konnotation. Zu unrecht.
Obwohl einige Forscher „Bürokratie“ als neutrale Bezeichnung eines soziologischen Phänomens verwenden, ist das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch praktisch ausschließlich negativ behaftet. Die Begriffe Bürokrat, bürokratisch und Bürokratie sind eindeutig Schmähungen. Niemand nennt sich selbst einen Bürokraten oder seine eigenen Geschäftsmethoden bürokratisch. Diese Worte werden immer mit einem ehrenrührigen Unterton verwendet. Und das natürlich zu unrecht. Das haben sich all die fleißigen Bürokratinnen und Bürokraten des Landes nicht verdient.
Sie schuften Tag täglich bis zum Umfallen [der Kaffeetasse], versitzen in einem Meeting nach dem anderen ihre Standpunkte – solange bis sie nicht mehr können, aufspringen und auf´s WC eilen. Sie investieren oft auch am Wochenende bis zu 2,7 Minuten ihrer Frei-/ Zeit, um »an alle« zu antworten, dass sie auch »allen« ein erholsames Wochenende wünschen. Sie gehen trotz ihres unbändigen Arbeitseifers nicht mehr als sechs, maximal sieben Wochen pro Jahr auf Krankenstand. Sie sorgen dafür, dass schon in der Früh in der Kantine reger Betrieb ist, den sie dann bis in den späten Nachmittag hinein nicht abreißen lassen. Ihr laut aufgedrehtes »Last Christmas« sorgt schon ab Ende Oktober für vorweihnachtliche Stimmung und dafür, dass sie in diesem Jahr rechtzeitig mit dem Besorgen der Geschenke beginnen. Sie sind die letzten, die kommen. Und die ersten, die gehen. Und: sie sind der »pain in the ass« jeglicher Effizienz und Effektivität.
Unbezahlbares Know-[not]How
Und trotzdem brauchen und lieben wir sie. Wer sonst kann so guten Kaffee machen? Wer sonst weiß jede noch so scheinbar unbedeutende Kleinigkeit aus dem »Flurfunk«? Wer sonst plant schon im Frühherbst seinen nächsten Mallorca-Urlaub gegen Ende der Vorsaison im nächsten Jahr? Wer sonst kann sogar jene Aufgaben delegieren, für die eigentlich sie bzw. er zuständig wäre? Wer sonst denkt lieber 723x öfter über etwas nach als 1x zu wenig? Wer sonst verwendet auch heute noch das stabile und unverwüstbare Windows 3.11? Wer sonst kann schon um 9:27h am Morgen im Lift mit einer »Fahne« wehen? Wer sonst läuft mit Birkenstock schneller durch die Gänge als ein Maulwurf durch ein Ofenrohr? Und wer sonst macht einfache Projekte so kompliziert, dass man sie nach einer Startphase lieber gleich wieder abdreht als erst am Ende draufzukommen, dass man damit nur x Millionen in den Sand gesetzt hat?
Eben.
Daher unser Tipp: Hegen und pflegen sie diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sorgen für ein angenehmes Arbeitsklima und gießen die Pflanzen im Büro. Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, weil sie mit ihrem unnachahmlichen Gespür für Arbeit schon vorher »krank« sind. Sie schrecken auch vor Meterhohen Aktenbergen nicht zurück – sie lassen diese einfach »verschwinden«.
Und das Beste daran: keinem wird´s auffallen!
(Bilder: AdobeStock)