Frankfurt am Main/ Flughafen – In einer wahrlich außergewöhnlichen „Interpretation“ der modernen Wohnkonzepte hat der 52-jährige Hans Müller die Kunst des Flughafenwohnens perfektioniert. Seit nunmehr 29 Jahren lebt Müller mit seiner Familie im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Und die Familie ist inzwischen sogar fester Bestandteil der Flughafenlandschaft geworden.

Was als missglückter Urlaub begann, entwickelte sich zu einer lebenslangen Leidenschaft. „Wir wollten eigentlich nur nach Mallorca“, erinnert sich Müller. „Aber der Flug hatte Verspätung, dann wurde er komplett gestrichen, und irgendwie sind wir einfach geblieben“, erzählt Müller lachend. „Wir wollten dann mal sehen, ob wir ein Wochenende hier leben können. Dann wurden aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate und schließlich Jahre. Jetzt können wir uns gar nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Uns verbindet so viel mit dem Flughafen. Wir haben hier geheiratet, unsere beiden Kinder sind hier zur Welt gekommen, sämtliche Nahversorger sind in Gehdistanz und wir haben sogar unser ‚eigenes‘ Putzpersonal und ums Eck eine Apotheke!“

Ein Leben im Flughafen-Terminal

Müller, seine Frau Sabine und ihre beiden Kinder haben sich in den Flughafenalltag nahtlos eingefügt. Morgens gibt es Croissants vom Bäcker in der Ankunftshalle, mittags wird am Sushi-Stand gespeist und abends gibt es Fast Food vom Burgerladen. Seine Kinder, Anna (25) und Max (22), kennen gar nichts anderes als das Leben zwischen Duty-Free-Shops und Ankunftshallen. „Man gewöhnt sich daran“, sagt Anna, die inzwischen im Flughafen-Kindergarten aushilft, wenn sie nicht gerade via WLAN-Hotspots des Flughafens auf Instagram ihre Influencer-Karriere vorantreibt.

Übrigens: Sohn Max hat sich derweil als erfolgreicher Unternehmer in der Reisebranche etabliert – wohl kein Zufall bei dieser besonderen Kindheit.

„Wir haben alles, was wir brauchen“, sagt Sabine, während sie die neuen Duty-Free-Angebote durchstöbert. „Und die Menschen hier sind so international – wir haben Freunde aus aller Welt.“

Das Leben am Flughafen bringt durchaus einige Vorteile mit sich. „Wir müssen uns keine Gedanken über Stromrechnungen oder Wasser- und Kanalanschlüsse machen“, erklärt Hans. „Und wenn wir mal eine Auszeit brauchen, buchen wir einfach einen Flug und müssen nicht erst mit dem Auto oder Taxi zum Flughafen.“

Doch das Leben im Terminal hat auch seine Tücken. „Manchmal wird es schon laut“, gibt Sabine zu. „Und die Sicherheitskontrollen sind durchaus lästig, wenn man mal eben zum anderen Terminal will.“

Ein Mann und eine Frau küssen sich, dahinter der Propeller eines Flugzeuges.
(c) AdobeStock
Die Müllers haben sogar am Flughafen geheiratet.

Pläne für die Zukunft?

Die Flughafenangestellten haben die Müllers ins Herz geschlossen. „Es ist, als ob wir eine riesige, erweiterte Familie hätten“, schwärmt Sabine. „Zu Weihnachten bekommen wir sogar Geschenke von den Duty-Free-Läden, und Geburtstagsfeiern finden im Flughafen-Bistro statt.“

Trotz der ungewöhnlichen Wohnsituation hat Familie Müller keine Pläne, den Flughafen zu verlassen. „Wir haben hier unser Zuhause gefunden“, sagt Hans entschieden. „Wir bleiben jedenfalls hier, bis der letzte Flieger abhebt!“

Obwohl die Müllers bisher unbemerkt vom Flughafenmanagement geblieben sind, scheint ihnen ihr Leben im Terminal gut zu tun. Und während andere Menschen sich mit steigenden Mietpreisen und Wohnungsnot herumschlagen, haben die Müllers ihren eigenen, einzigartigen Weg gefunden, das moderne Leben – kostengünstig – zu meistern.

K2 – unser Büro ist gleich neben Hans Müller´s Schlafzimmer. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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