Wir schreiben das Jahr 2019. Am 25. März dieses Jahres – man beachte, dass die Quersumme des Tages in der Reihe der natürlichen Zahlen genau vor jener der Jahreszahl steht – traf sich eine illustre Runde von insgesamt zwölf Personen beim Industriellen und ÖVP-Großspender Klaus Ortner zum Dinner. Darunter unter anderem der damalige Kanzler Sebastian Kurz, der damalige ÖVP-General Axel Melchior, Ortners Tochter Iris und Thomas Schmid.

Mutmaßlicher Weise wird ja vermutet, dass bei diesem Essen unter anderem das zwei Tage danach stattgefundene Hearing von Herrn Schmid bzgl. seiner Bewerbung zum Alleinvorstand der Österreichische Beteiligungs AG, kurz ÖBAG (Anmerkung: diese verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an einigen börsennotierten Unternehmen), besprochen wurde; und/ oder die Bestellung von Frau Ortner zur ÖBAG-Aufsichtsrätin kurz davor. Doch entgegen allen Mutmaßungen wurden völlig andere Inhalte besprochen. Wir haben die Gesprächsprotokolle. Exklusiv und aus Gründen hier anonymisiert.

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(c) AdobeStock
Zum Essen gab es Catering von einem „guten Freund“.

Das Gesprächsprotokoll

Person A: „Also, wie war euer Tag heute? Irgendwelche bahnbrechenden Erkenntnisse?“

Person B: „Oh, du weißt schon, dieselben alten Dinge. Arbeit, Stress, Existenzkrise. Standardmäßig.“

Person C: „Ich habe ein neues Rezept ausprobiert. Aber keine Sorge, heute gibt es Sushi.“

Person D: „Wusstet ihr, dass Ameisen bis zu 40-mal ihr eigenes Körpergewicht tragen können? Beeindruckend, oder?“

Person E: „Ja, beeindruckend. Übrigens, wer glaubt noch an Einhörner? Interessantes Thema, oder?“

Person F: „Ich habe gehört, es gibt Leute, die tatsächlich ihre Socken ordentlich zusammenhalten. Ein Mythos, wie ich finde.“

Person G: „Wisst ihr, man könnte denken, es wäre interessant, über Politik zu sprechen. Aber ich sage euch, das ist nichts für uns.“

Person H: „Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Tiere wirklich die Hauptrolle in Animationsfilmen spielen?“

Person I: „Und was ist mit dem Wetter? Immerhin ein Klassiker, oder?“

Person J: „Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich ein neues Shampoo ausprobiert habe. Revolutionär, wirklich. Ich fühle mich dadurch um mindestens zwei Jahre jünger!“

Person K: „Gut, gut, genug Smalltalk. Lasst uns weiter essen und uns darauf konzentrieren, wie viele Kartoffelchips wir gleich noch schaffen können.“

Person L: „Ich stimme zu. Wichtige Gespräche können warten. Lasst uns die Prioritäten richtig setzen – Chips, Chips und noch mehr Chips!“

Es wird weiter gegessen, ohne dass irgendjemand ein wichtiges Thema anspricht.

Person A: (stochert gelangweilt im Salat) „Oh, diese Blätter sind wirklich frisch, oder?“

Person B: (nickt teilnahmslos) „Ja, sehr frisch.“

Person C: (blickt auf sein Handy) „Wisst ihr, was ich gerade auf Instagram gesehen habe? Katzenbilder. Total süß.“

Person D: (rollt mit den Augen) „Ja, toll. Katzen sind immer süß.“

Person E: (schaut auf die Uhr) „Ich habe heute einen fantastischen Sonnenuntergang gesehen.“

Person F: (desinteressiert) „Oh wirklich? Wie aufregend.“

Person G: (gähnt) „Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Stunden Schlaf man eigentlich braucht?“

Person H: (gleichgültig) „Ja, ja. Schlaf ist wichtig, habe ich gehört.“

Person I: (schaut aus dem Fenster) „Das Wetter heute ist… nun ja, wettermäßig.“

Person J: (hebt die Augenbrauen) „Überraschend, dass das Wetter wetterlich ist.“

Person K: (starrt ins Leere) „Wisst ihr, man kann so viel aus dem Fenster schauen und doch so wenig sehen.“

Person L: (seufzt) „Ist das nicht das Schöne am Leben? So viel zu sagen und es dann doch nicht zu tun.“

Alle: (nicken apathisch) „Ja, das ist wirklich… schön.“

Die Gruppe setzt ihr Abendessen fort, ohne sich bewusst zu sein, dass in ihren belanglosen Dialogen die Tiefe eines Ozeans verloren gegangen ist.

Person A: „Na, wie war euer Wochenende?“

Person B: „Oh, ganz gut. Habt ihr schon mal bemerkt, wie uninteressant der Wetterbericht mittlerweile geworden ist?“

Person C: „Ja, total. Aber mal ehrlich, was haltet ihr von diesem neuen Trend mit Avocado-Toast? Ich meine, ist das wirklich so besonders?“

Person D: „Avocado-Toast? Bitte, ich schwöre auf meinen täglichen Smoothie. Das ist erst richtig hip!“

Person E: „Über Hipster-Food zu sprechen, könnten wir nicht mal über etwas Substanzielles reden? Wie wär’s mit Weltpolitik?“

Person F: „Weltpolitik? Pff, das ist doch nur Stress. Ich bevorzuge es, die Weltnachrichten zu ignorieren und mich auf meine Pflanzen im Garten zu konzentrieren.“

Person G: „Garten? Ich habe gerade angefangen, meine eigene Seife herzustellen. DIY-Projekte sind viel erfüllender.“

Person H: „Selbstgemachte Seife? Das erinnert mich an die Zeit, als meine Großmutter noch selbstgemachte Marmelade hergestellt hat. Die guten alten Zeiten!“

Person I: „Ja, früher war alles irgendwie einfacher. Jetzt gibt es einfach zu viele Entscheidungen. Schaut euch nur mal die Auswahl an Joghurts im Supermarkt an!“

Person J: „Joghurt? Ihr werdet lachen, aber ich habe neulich einen Podcast darüber gehört, wie man das perfekte Omelett zubereitet. Das hat mein Leben wirklich verändert.“

Person K: „Omelett? Wisst ihr, was mich wirklich beschäftigt? Warum sieht man bei Dunkelheit nicht so weit wie bei Tageslicht, wo man weiter sieht? Das ist ein echtes Mysterium.“

Person L: „Apropos Mysterium, hat jemand von euch schon mal versucht, eine perfekte Schachpartie zu spielen? Das ist wirklich eine Herausforderung!“

Und so endet der Abend, ohne dass auch nur ein Wort über wirklich Wichtiges gesprochen wird.

K2 – wir reden nie beim Essen. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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