Angesichts des akuten Personal- bzw. Fachkräftemangels in der Gastronomie hat ein findiger Tiroler Gastronom eine revolutionäre Idee umgesetzt: Das erste »Bring-Your-Own-Food« Restaurant hat seine Pforten geöffnet. Das Konzept ist einfach: Gäste bringen ihre eigenen Lebensmittel mit und nutzen die Einrichtungen des Restaurants, um ihre Mahlzeiten zuzubereiten. Dafür zahle sie lediglich einen „kleinen“ Unkostenbeitrag für Tisch, Sesseln und Gedecke.
Die Idee kam dem Inhaber Anderl Polterer, nachdem er monatelang vergeblich versucht hatte, qualifiziertes Küchenpersonal zu finden. „Ich habe alles versucht – mehr Geld unter der Hand, jedes 10. Wochenende frei, sogar ein eigenes Yoga-Studio für die Mitarbeiter zu speziellen Mitarbeiterkonditionen. Aber nichts half,“ klagt Polterer. „Da dachte ich mir, warum nicht die Gäste selbst kochen lassen? So sparen wir uns nicht nur die Kosten für Köche und Küchenhilfen, sondern bieten auch ein völlig neues Restaurantkonzept, das den Gast in den Mittelpunkt stellt.“
Self-Service auf einem neuen Level
Im »Bring-Your-Own-Food« Restaurant, liebevoll „Selbermacher Stube“ genannt, bringen die Gäste ihre eigenen Zutaten mit, von Bio-Karotten bis hin zu feinsten Wagyu-Steaks. Vor Ort stehen ihnen professionelle Küchenutensilien und Geräte zur Verfügung. Einzig eine „kleine“ Nutzungsgebühr für die Infrastruktur wird erhoben. Je nach Größe der Gruppe zwischen €35,- bis €70,-. Schon am Eröffnungsabend waren die Tische gut besetzt – mit einer bunten Vielfalt an mitgebrachten Speisen. Vom liebevoll zubereiteten Sonntagsbraten über Sushi-Platten bis hin zu simplen Butterbroten mit Schnittlauch war alles dabei.
Anna und Peter, ein junges Paar aus Innsbruck, sind begeistert: „Es ist wie ein Kochkurs, aber ohne den Druck des Lehrers. Außerdem wissen wir genau, was wir essen – schließlich haben wir es selbst gemacht!“ Auch Familien schätzen das Konzept, denn die Kinder können ihre Lieblingszutaten mitbringen und so beispielsweise ihre eigenen Pizzen kreieren.
Die Speisekarte des »Bring-Your-Own-Food« Restaurants ist dementsprechend kurz und übersichtlich: Getränke, und das war’s. Das Personal beschränkt sich auf einen Kellner, der die Getränkebestellungen aufnimmt, und einen Hausmeister, der sich um die Mikrowellen und das Geschirr kümmert.
Doch nicht alle sind von der neuen Idee überzeugt. Dieter, ein passionierter Feinschmecker, äußert seine Bedenken: „Ich gehe ins Restaurant, um bekocht zu werden, nicht um selbst zu kochen. Was kommt als nächstes? Bring-Your-Own-Waiter?“ Polterer sieht das gelassen: „Man kann es nicht allen recht machen. Aber in Zeiten wie diesen müssen wir einfach kreativ sein.“
Kein-Personal-Konzept auch schon in Wien
Das Konzept hat bereits erste Nachahmer gefunden. In Wien eröffnete kürzlich ein »Bring-Your-Own-Furniture« Café, wo Gäste ihre eigenen Stühle und Tische mitbringen müssen. „Es spart uns enorm viel Geld und die Gäste schätzen die persönliche Note. Wenn sich unser Konzept bewährt – und aktuell schaut es ganz stark danach aus – werden wir im nächsten Jahr mit unserem Konzept eine Franchise-Kette aufbauen,“ erklärt die Besitzerin freudig.
Ob das »Bring-Your-Own-Food« Restaurant langfristig erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Doch eines steht fest: Die Tiroler Gastronomieszene hat sich um eine Attraktion reicher gemacht.
In diesem Sinn: Guten Appetit!
K2 – wir bringen »immer« alles mit, was wir essen. Und trinken. Seit 1999.
(Bilder: AdobeStock)