Die röisch-katholische Kirche steht, angesichts einer stetigen Abnahme der Gläubigen und einer wachsenden Anzahl von Kirchenaustritten, vor der Herausforderung, ihre traditionellen Einrichtungen neu zu überdenken.

In einem ersten Schritt wird nun aufgrund der geringen Nutzung der Beichtstühle über alternative Verwendungsmöglichkeiten nachgedacht, wie ein internes Papier aus dem »inner circle« rund um den 266. Bischofs von Rom vulgo Papst nun an die Öffentlichkeit kam. Eines gleich vorweg: Man kann darin deutlich die Handschrift des progressiven Flügels des hl Stuhls erkennen.

Beichtstühle sind zum Beichten da – nicht nur

  1. Selbstbedienungs-Cafés
    Beichtstühle in den großen Kathedralen werden in gemütliche Selbstbedienungs-Café-Ecken umgewandelt, in denen die Gläubigen sich gegenseitig „beichten“ – jedoch nicht ihre Sünden, sondern ihre Kaffeewünsche, Bestellungen für Kuchen und andere Leckereien.

  2. Therapiezentren
    Statt der traditionellen Beichte dienen ausgewählte Beichtstühle als Räume für spirituelle Beratung und persönliche Entwicklung. Gläubige können dort ihre Sorgen und Probleme teilen und Ratschläge von Seelsorgern oder Therapeuten erhalten – je nach finanziellen Möglichkeiten.

  3. Bücherläden
    Die Kirche wird auch zahlreiche Beichtstühle in Mini-Bücherläden umwandeln, in denen Gläubige nicht ihre Sünden, sondern ihre Lesewünsche bekennen können. Von religiöser Literatur bis hin zu Belletristik wird eine breite Palette von Büchern angeboten werden, um der schwindenden Zahl von Kirchengängern entgegenzuwirken. Statt Geständnissen werden hier Bücher ausgetauscht, und anstelle von Ave Marias werden literarische Zitate zelebriert.

    Eine innovative Möglichkeit, die spirituelle Gemeinschaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Büchern eine neue Bedeutung zu verleihen – denn wie sagt man so schön: ‚Die Bücher sind die wahren Seelenbeichtstühle.‘

  4. gemütliche Leseecke
    Natürlich werden im Zuge der Umgestaltung in Bücherläden auch zahlreiche gemütliche Leseecken eingerichtet werden – denn wer braucht schon mehr Privatsphäre als ein Beichtstuhl bietet?

  5. Spielhallen
    Anstatt der Beichte werden Beichtstühle auch in kleine Spielbereiche umgewandelt, in denen Gläubige ihre „Sünden“ in Form von Videospielen beichten könnten. Von klassischen Arcade-Spielen bis hin zu modernen Konsolen steht eine Vielzahl von Spielen zur Verfügung.

  6. Mini-Kinocenter
    Größere Beichtstühle werden zu kleinen Kinos umgebaut, in denen Gläubige nicht ihre Sünden, sondern ihre Filmwünsche offenbaren können. Von religiösen Filmen bis hin zu Blockbustern wird es eine (kleine) Auswahl an Filmen geben, die zur Unterhaltung und Reflexion dienen.

  7. Selfie-Stations
    Und da sage nochmal einer, die Kirche gehe nicht mit der Zeit. Ganz im Gegenteil! Mit dem Etablieren von »fancy selfie-stations« – sozusagen in Anlehnung an die allseits beliebten Foto-Boxen als ultimativen Party-Kracher – beweist die Kirche, dass Buße durchaus auch trendig sein kann.

  8. Mini-Büro-Kabinen
    Für diejenigen, die gerne etwas praktischer denken, werden die Beichtstühle zu Mini-Büro-Kabinen inkl. superschnellem Wlan umgebaut – quasi perfekt für das schnelle Gebet während der Mittagspause.

  9. Power-Nappig-Station
    Den Trend aus Japan aufgreifend denkt die Kirche natürlich auch daran, seine Batterien wieder aufzuladen. Einziger kleiner Nachteil: Power-Napper müssen im Sitzen power nappen.
  10. Airbnb-Unterkünfte
    Des Weiteren plant die Kirche, ihre Beichtstühle in Airbnb-Unterkünfte umzuwandeln. Unter dem Motto ‚Erlebe himmlische Ruhe‘ können Gäste für eine Nacht in einem authentischen Beichtstuhl übernachten und dabei das Gefühl haben, ihre Seele gleichzeitig zu läutern und zu entspannen. Inklusive des optionalen Service eines virtuellen Beichtvaters via Video-Chat, der rund um die Uhr verfügbar ist, um Seelsorge zu leisten oder einfach nur Ratschläge für den nächsten Tag zu geben – quasi ein spiritueller Rückzugsort für Ruhesuchende, mit kostenlosem Rosenkranz als Willkommensgeschenk.
  11. Telefonkabinen
    In Kooperation mit den nationalen Post- und Telekomunternehmen baut die Kirche auch zahlreiche Beichtstühle zu Telefonkabinen um – speziell für diejenigen, die immer erreichbar sein müssen.

  12. Drive-Thru-Schalter
    Last but not least werden künftig zahlreiche Beichtstühle (auch) als Drive-Thru-Schalter fungieren, wo man nicht nur seine Sünden beichten, sondern auch gleichzeitig einen (Hostien-)Burger bestellen kann.
Ein Beichtstuhl von außen, Stichwort Beichtstühle.
(c) AdobeStock
Künftig muss man explizit nachschauen, was sich hinter dem Beichtstuhl tatsächlich verbirgt…

Egal, ob für geistliche Erleuchtung oder einfach nur für eine kleine Auszeit vom Alltag – die Kirche hat für jeden etwas im Angebot. Die Möglichkeiten sind grenzenlos – und wer weiß, vielleicht wird der nächste große Trend in der Sharing Economy „Beichte & Brunch“ sein. Die Kirche bleibt eben immer am Puls der Zeit – oder zumindest versucht sie es.

K2 – wir wohnen im Beichtstuhl. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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