In einem Schritt, der sowohl Besucher als auch Einheimische ratlos zurücklässt, hat der »immer schon« innovative Winterhotspot Kitzbühel im Herzen der österreichischen Alpen seine neueste Tourismusstrategie enthüllt: ein riesiges Labyrinth, das darauf abzielt, Touristen für mindestens eine Woche vor Ort zu halten.
„Wir haben einen besorgniserregenden Trend bemerkt“, erklärt Tourismusobmann Christian Harisch gemeinsam mit Tourismus-Zampano Franz Hörl, „wo Touristen in einem oder zwei Tagen durch unsere charmante Stadt ziehen, ein paar Fotos machen und gerade einmal einen Apfelstrudel konsumieren, bevor sie weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit gehen. Das wollten wir ändern. Und als positiven Nebeneffekt nehmen wir natürlich gerne die Tatsache mit, dass wir damit im Winter nicht mehr vom Schnee abhängig sind, sondern eine zusätzliche Attraktion neben der Pistengaudi anbieten können.“
Und das haben sie auch getan. Das Labyrinth, das sich über mehr als fünf Quadratkilometer harmonisch in unsere Landschaft fügt, windet sich durch die kopfsteingepflasterten Straßen der Stadt, vorbei an malerischen Cafés und Trachtenmodegeschäfte hinauf in die mit Kunstschnee schneebedeckten Berge. „Wir haben es so verwirrend wie möglich gestaltet“, sagt Architektin Helga Schmidt. „Die Touristen werden nicht wissen, ob sie kommen oder gehen.“
Das geplante Labyrinth sorgt für gemischte Gefühle
Die ersten Reaktionen der Touristen waren gemischt. „Zuerst dachte ich, es sei einfach Teil des Charmes“, sagt Jens Müller aus Köln. „Aber nach drei Tagen im Kreis herumlaufen, fühle ich mich langsam wie in einem Kafka-Roman. Zum Glück gibt es wenigstens hinter jeder zweiten Biegung eine urige Hütte mit typischer Hüttengaudi und speziellen Minigermknödel um nicht einmal 30 Euro. „
Aber für andere ist das Labyrinth zu einem unerwarteten Highlight ihrer Reise geworden. „Ich hätte niemals dieses entzückende kleine Café in der Ecke entdeckt, wenn ich mich nicht verlaufen hätte“, sagt Hannelore Schulz aus Hamburg und knabbert an einem frisch gebackenen Brezel.
Was die Einheimischen betrifft, so sind die Meinungen geteilt. „Es ist eine brillante Möglichkeit, die lokale Wirtschaft anzukurbeln“, sagt Hüttenwirt Peter Hörl. „Wir haben uns auch schon für 17 Hütten beworben und sind zuversichtlich, dass unser Onkel Franz, der die Auswahl dafür trifft, uns auch da und dort berücksichtigen wird.“ Andere hingegen machen sich Sorgen um mögliche Sicherheitsrisiken. „Was ist, wenn sich jemand verirrt und in den Bergen erfriert?“ fragt eine besorgte Bürgerin. „Das kann nicht passieren, weil wir ja auch für unsere treuen Gäste 287 neue Hotels innerhalb des Labyrinths errichten werden. Da kann sich die Regierung ein Scheibchen davon abschneiden, was das Ankurbeln der Bauwirtschaft betrifft“, informiert Hörl – also Franz Hörl in diesem Fall.
Trotz der Kontroverse bleibt Tourismusobmann Harisch optimistisch hinsichtlich der Auswirkungen des Labyrinths auf den Tourismus. „Wir sind zuversichtlich, dass Touristen, sobald sie alles erlebt haben, was unsere Stadt zu bieten hat, nie wieder gehen wollen“, sagt er mit einem Eurozeichen in den Augen. „Denn mit per Knopfdruck verschiebbaren Labyrinthwänden kann es schon einmal vorkommen, dass manche ihren Aufenthalt für ein paar Tage verlängern müssen.“
K2 – wir sind »lost in maze« seit 1999.
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