Vergessen sie Y2K, 80s-Vibes und Cottagecore – der Retro-Trend „Live Like it is 2010“ erobert zur Zeit das Internet. Vor allem die nach der Jahrtausendwende geborenen Menschen, die die sozialen und technologischen Veränderungen der letzten Dekade kritisch hinterfragen, springen voll auf diesen Zug auf. Dieser Trend ist mehr als nur eine nostalgische Sehnsucht – er ist eine bewusste Rückbesinnung auf eine Zeit, die als weniger hektisch, weniger digitalisiert und weniger von der allgegenwärtigen Präsenz sozialer Medien geprägt empfunden wird.

Die Regeln sind einfach: Schnappen sie sich einen Blackberry oder ein Nokia mit Tastatur, löschen sie alle Apps und beginnen sie, wieder SMS zu schreiben. Kein WhatsApp? Kein Problem! Schließlich ist es ein unvergleichliches Gefühl, für 160 Zeichen pro Nachricht auch noch extra zu bezahlen. Musik-Streaming? Pah! Laden sie sich Limewire herunter (falls sie noch einen PC mit Windows Vista finden) und genießen sie die Spannung, ob ihr frisch gedownloadeter Song „Poker Face“ oder ein zufälliges Trojaner-Programm ist. Nostalgie pur!

Der Kern des Trends

Im Mittelpunkt steht die Idee, bestimmte Aspekte des Lebens von 2010 wieder aufzugreifen. Dazu gehören:

  • Technologie auf das Wesentliche reduzieren
    Viele Anhänger des Trends verzichten auf Smartphones oder nutzen einfache Modelle, die nur grundlegende Funktionen wie Telefonieren und SMS bieten. Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok werden gemieden, und stattdessen wird auf Facebook, Foren oder Blogs gesetzt, wie es damals üblich war. Und die „neue größten Sorgen“: Farmville-Anfragen von Tante Helga.
  • Mode und Kultur
    Der Stil der frühen 2010er Jahre erlebt eine Wiederbelebung. Die Durchblutung gefährdende Skinny Jeans kombiniert mit einem übergroßen Hollister-Hoodie, der nach künstlichem Kokos duftet, Vans-Sneaker, Graphic T-Shirts und Band-Merchandise sind typische Elemente, die in diesem Kontext gefeiert werden. Auch die Musik der Zeit, von Indie-Rock über Dubstep bis hin zu frühen Pop-Hits, wird oft erneut entdeckt.
  • Kommunikation und Freizeit
    Anstatt über Messenger-Dienste ständig 24/ 7 erreichbar zu sein, wird die persönliche Interaktion betont. Persönliche Treffen in Cafés, das Schreiben von E-Mails und sogar das klassische Telefonieren erfahren eine Renaissance.

Warum 2010?

Die frühen 2010er Jahre werden oft als Übergangszeit gesehen – die Ära vor der vollständigen Durchdringung unseres Alltags durch Smartphones und sozialen Medien. Es war die Zeit, bevor alles kompliziert wurde. Vor Deepfakes, NFTs und dem ständigen Druck, in 30 Sekunden virale Tänze zu meistern. Stattdessen hatten wir Probleme, die uns heute fast süß erscheinen: „Warum lädt mein YouTube-Video so langsam?“ oder „Soll ich wirklich 10 Euro für einen Kinobesuch ausgeben?“

Viele erinnern sich an diese Zeit als unkomplizierter, persönlicher und weniger überladen. Es war eine Zeit, in der Technologie zwar wichtig war, aber das Leben noch nicht völlig dominierte.

Gesellschaftlicher Kontext

Der „Live Like it is 2010“-Trend ist auch eine Reaktion auf die heutigen Herausforderungen: Burnout durch ständige Erreichbarkeit, der Druck durch soziale Medien und die oft überfordernde Informationsflut. Die Rückkehr zu einfacheren Zeiten ist für viele eine Möglichkeit, sich mental zu entlasten und bewusster zu leben.

Ein Blackberry, Stichwort 2010.
(c) Pixabay.com
So sahen „damals“ die state-of-the-art Smartphones aus. Und das Beste daran: der Akku hielt oft über eine Woche…

Kritische Perspektive

Ironischerweise verbreitet sich der Trend „Live Like it’s 2010“ am schnellsten auf – Überraschung – TikTok und Instagram. User inszenieren sich dabei in perfekt gestylten 2010er-Outfits, posten vermeintlich pixelige Fotos (natürlich mit einem modernen Filter versehen) und schreiben nostalgisch: „Damals war alles besser.“

Manche kritisieren den Trend als Eskapismus oder meinen, dass er die Probleme der Vergangenheit romantisiert. Immerhin hatte auch 2010 seine Herausforderungen – von der Wirtschaftskrise bis hin zu gesellschaftspolitischen Konflikten. Doch für die meisten Anhänger steht weniger die historische Genauigkeit im Vordergrund als das Bedürfnis nach einer Alternative zum stressigen Hier und Jetzt.

In diesem Sinn: #LLi2010

K2 – wir leben wie im Jahr 2010. Seit 1999.

(Bilder: Pixabay.com)

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