Wie vor wenigen Tagen von der ehemaligen ”Wer-schafft-die-Arbeit“ Bundesministerin für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz der Republik Österreich, Beate Hartinger-Klein, bestätigt, war die hochgepriesene »Patientenmilliarde« der Regierung Kurz nicht mehr – aber auch nicht weniger – als ein Marketing-Gag. Zur Erinnerung: Don Sebastian und seine getreuen versprachen, dass aufgrund der Reform der Krankenkassen die damit verbundenen Einsparungen von einer Milliarde Euro allen Österreicherinnen und Österreichern zugute kommen würden.

Das Wording »Partientenmilliarde« war jedoch lediglich den „Marketingspezialisten“ aus dem Bundeskanzleramt geschuldet, namentlich Johannes Frischmann und Gerald Fleischmann (beide ÖVP). Denn laut einem Bericht des Rechnungshofs von 2022 hatte die Reform 215 Millionen Euro an Kosten(!) verursacht, statt die versprochenen Einsparungen von einer Milliarde zu bringen.

Wie es zu dieser ominösen PR- und Marketingaktion der Regierung gekommen ist, zeigt nun ein Gesprächsprotokoll der damals verantwortlichen Experten aus dem Kabinett des Kanzlers, das K2-Magazine exklusiv vorliegt.

Einladung: Besprechung Wording Patientenmilliarde

Der Ort der Besprechung: Ein luxuriöser Besprechungsraum im Bundeskanzleramt, gedämpftes Licht, das Flimmern von Monitoren erhellt die Gesichter der Anwesenden.

Zeitpunkt: 03. September 2018, 09:30h – 14:00h.

Anwesende: Fl, Fr


FL: Guten Morgen. Wie du weißt, steht unsere neue PR-Kampagne zur »Patientenmilliarde« kurz vor der Enthüllung. Ich möchte sicherstellen, dass wir alle auf dem gleichen Stand sind, wenn es darum geht, die Story großflächig zu streuen.

Fr: Absolut. Unsere Aufgabe ist es, diese ‚Milliarde‘ als das Nonplusultra in der Gesundheitsversorgung darzustellen – auch wenn es nur eine glänzende Fassade ist. Wir könnten anfangen, indem wir es so darstellen, als würden wir das Gesundheitssystem revolutionieren. Du weißt schon, mit glücklichen Patienten, die in Sonnenuntergängen spazieren gehen und Ärzten, die Regenbogen aus ihren Kitteln ziehen.

Fl: Klingt nach einem Plan. Aber was ist mit den Fakten?

Fr: Fakten? Ach komm, hast du schlecht geschlafen? Das interessiert doch niemanden. Wir werden einfach ein paar schöne Grafiken mit bunten Balken und Zahlen erstellen. Hauptsache, es sieht beeindruckend aus.

Fl: Aber was ist, wenn die Leute nachfragen, wo das Geld wirklich hingeht?

Fr: Mach dir keine Sorgen, wir haben doch unsere SNUs (Anmerkung: Strategisch notwendiger Unsinn). Wir werden einfach ein paar unschuldige Sündenböcke finden, auf die wir die Schuld schieben können. Vielleicht ein Krankenhaus oder ein paar rote Ärzte – irgendjemand wird schon herhalten müssen.

Fl: Aber werden die Leute das wirklich glauben?

Fr: Natürlich werden sie das! Solange wir es mit genug Überzeugung verkaufen und die Medien auf unserer Seite haben, werden sie alles schlucken, was wir ihnen vorsetzen.

Fl: Na gut, wenn du meinst. Aber was ist, wenn jemand den Schwindel durchschaut?

Fl: Dann spielen wir einfach die Opferkarte aus. Wir werden behaupten, dass wir nur unser Bestes getan haben, um das Gesundheitssystem zu verbessern, und dass es wirklich die Schuld der anderen ist, dass es nicht funktioniert hat. Die Leute lieben doch ein gutes Drama.

Fr: Genau. Wir müssen den Medien und der Öffentlichkeit das Bild vermitteln, dass unser Kanzler wirklich um das Wohlergehen der Bürger besorgt ist, auch wenn die Realität etwas anders aussieht.

Fl: Richtig. Unsere Strategie ist es, die Aufmerksamkeit von den tatsächlichen Problemen im Gesundheitssystem abzulenken und stattdessen die Erfolge unserer ‚Milliarde‘ zu betonen. Wir müssen die Bürger davon überzeugen, dass wir ihre Probleme lösen, auch wenn wir nur am Kanzlerimage interessiert sind.

Fr: Ich schlage vor, dass wir die Medien jedenfalls auch mit beeindruckenden Statistiken überhäufen, die zeigen, wie viele Leben unsere ‚Milliarde‘ angeblich gerettet hat. Wir könnten auch einige wohlplatzierte Testimonials von angeblich dankbaren Patienten verwenden.

Fl: Ausgezeichnete – now we are talking! Und vergiss nicht die Social-Media-Kampagne. Wir müssen sicherstellen, dass jeder, der unsere Regierungsaccounts folgt, mit euphorischen Nachrichten über die ‚Milliarde‘ bombardiert wird. Ein paar Emojis können auch nicht schaden.

Fr: Ein bisschen Bauchweh hab ich trotzdem. Was machen wir, wenn die üblichen Medien wieder anfangen, Fragen zu stellen und sie konkrete Zahlen und Ergebnisse sehen wollen?

Fl: Davon ist leider auszugehen! Einerseits können wir das sicher ein wenig mit der Inseratenstopp-Keule abfangen. Und zusätzlich sollten wir eine Pressekonferenz einberufen, auf der wir eine Liste von angeblichen Projekten vorlegen, die dank der ‚Milliarde‘ finanziert werden sollen. Nichts Konkretes natürlich, nur genug, um sie abzulenken.

Fr: Ok – wir können dafür ein paar PowerPoint-Folien vorbereiten, die zeigen, wie viel Gutes wir angeblich tun werden. Vielleicht ein paar nette Grafiken für die visuelle Wirkung.

Fl: Und vergiss nicht die Buzzwords: ‚Revolution‘, ‚Innovation‘, ‚Zukunftssicherung‘. Je mehr Buzzwords, desto weniger Fragen werden gestellt.

Fr: Perfekt. Lasst uns das vorbereiten und sicherstellen, dass die Medien es als Sensation verkaufen. Wir müssen den Fokus von den leeren Versprechungen weglenken und das Märchen von der ‚Patientenmilliarde‘ am Leben erhalten.

Fl: So ist es! Denken wir daran, dass es nicht darauf ankommt, was wirklich hinter den Kulissen passiert, sondern wie wir es der Öffentlichkeit verkaufen. Auf eine erfolgreiche Enthüllung!


Ende des Gesprächsprotokolls.

Ein Retro-Zimmer mit Ledersessel, Telefon, altem Radio und Aufnahmegerät, Stichwort Patientenmilliarde.
(c) AdobeStock
In diesem abhörsicheren Hochsicherheitsraum fand die geheime Unterredung zum Thema Patientenmilliarde statt.

Anmerkung: Aus Datenschutzgründen mussten wir die Inhalte anonymisieren.

K2 – auch wir sind ein nur Kosten verursachender Marketing-Gag. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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