Marmelade gehört – zumindest für manche von uns – zu den Grundnahrungsmitteln, die bei keinem Frühstück fehlen dürfen. Glücklich, wenn man als „Betroffener“ in Japan wohnt, denn dort kostet die »heimische« (sic!) Marmelade weniger als bei uns beim Billa ums Eck. Ja, sie haben richtig gelesen. Marmelade aus Österreich, von Darbo, einem traditionsreichen Marmeladenhersteller, ist in Japan billiger zu haben als bei uns in der Alpenrepublik. Was ist hier passiert? Hat die Weltwirtschaft den Verstand verloren oder steckt dahinter ein ausgeklügelter Plan der japanischen Regierung, um die Weltherrschaft des Fruchtaufstrichs zu übernehmen?

Man erinnere sich an die Zeiten, als man ein Glas Marmelade noch für einen fairen Preis bekam. „Handgemacht mit Früchten aus der Region“, hieß es damals stolz. Doch heute fühlt es sich an, als ob jede Erd-, Him-, Brom- oder Heidelbeere auf dem Schwarzmarkt gehandelt würde und man Marmelade nur noch in kleinen Dosen verschreiben lassen kann. Das Marmeladenglas ist zur Luxusware mutiert, zum Statussymbol einer immer verrückter werdenden Welt. Und während wir hier in Österreich langsam anfangen, unsere Marmeladengläser zu rationieren und die „guten Jahre“ nostalgisch zu betrauern, genießen die Japaner ihre österreichische Marmelade zum Spottpreis.

Ein konkretes Beispiel
200g Erdbeermarmelade von Darbo kosten bei uns im Supermarkt ihrer Wahl 2,79 EUR und für die gleiche Menge des gleichen Herstellers sind in Japan 398 Yen zu bezahlen, was 2,47 EUR entspricht (Preise und Wechselkurse vom 15.10.2024). Oder anders verbildlicht: Wer sich +/- 700kg Marmelade kauft kommt billiger, wenn er mit dem Flugzeug nach Tokio fliegt – „Einmal Tokio und zurück, mit etwas Übergepäck, bitte!“ – so stellt man sich bereits die neueste Reisetrend-Schlagzeile in diversen Lifestyle-Magazinen vor.

Da kann man sich gleich überlegen, ob man seine Lebensmittel lieber im Urlaub einkauft und sie als Souvenir nach Hause bringt. Wenn diese Entwicklung so weiter geht, wird es bald billiger, mit dem Flugzeug weit weg zu fliegen, dort einen Koffer voller österreichischer Spezialitäten zu kaufen und zurückzufliegen – als einfach in den nächsten Supermarkt ins nahe gelegene Industriezentrum am Ortsrand zu fahren, Stichwort #MarmeladenTouristen

Für Marmelade-Schnäppchen ab nach Japan

Was wissen die Japaner, was wir nicht wissen? Haben sie eine geheime Verbindung zu den Fruchtgöttern? Oder verstehen sie einfach, wie man mit (österreichischen) Exportgütern umgeht? Es scheint, als ob Marmelade in Japan ähnlich behandelt wird wie Sushi in Österreich: exotisch, köstlich und – wer hätte das gedacht – billig! Während wir hier an der Kasse für ein Glas Darbo-Marmelade schmerzhaft tief in die Tasche greifen müssen, scheint es in Japan das Schnäppchen des Jahres zu sein. Die Japaner lachen sich ins Fäustchen, während wir verzweifelt die letzten Cent zusammenkratzen, um noch ein Stück Österreich auf unserem Frühstücksbrot zu haben.

Natürlich fragt man sich: Liegt es an den heimischen Produktionskosten? Werden die süßen Früchte hier in Österreich etwa mit Gold statt Zucker konserviert? Oder hat Japan einen besonders günstigen Handelspakt mit Österreich ausgehandelt, der es ihnen erlaubt, unsere köstliche Marmelade zu Schleuderpreisen zu genießen, während wir uns überlegen müssen, ob wir auf Butter umsteigen, weil die Marmelade bald teurer ist als der gesamte Frühstückstisch?

Ein Glas Erdbeermarmelade in einem japanischen Supermarktregal.
(c) Screenshot
Fruchtreich, dafür aber weniger geninnbringend als in Österreich, da billiger: Erdbeermarmelade aus heimischer Produktion in einem japanischen Supermarkt.

Aber könnte das die Zukunft sein? Wer nach Japan fliegt, um sich mit Marmelade und Aufstrich für den Winter einzudecken, kann sich die Reisekosten mit Freunden teilen. Einfach eine kleine WhatsApp-Gruppe gründen: ‚Marmeladen-Einkauf in Tokio‘. Am Flughafen wird dann der Zollbeamte nur noch kopfschüttelnd fragen: ‚Haben Sie etwas zu verzollen? Österreichische Marmelade, nehme ich an?‘

Wenn das so weitergeht, müssen wir bald Marmeladen-Schmuggler anheuern, die uns preisgünstige Gläser aus Japan ins Land schleusen. Flugreisen nach Tokio könnten sich als neue Form des Hamsterkaufens etablieren. Und wer weiß, vielleicht gibt es bald Marmeladen-Auktionen auf dem Schwarzmarkt oder an den Börsen (finde den Unterschied…)? „Ein Glas Darbo-Erdbeermarmelade, direkt aus Japan eingeflogen, geht an den Höchstbietenden – 100 Euro zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten… Verkauft!“

K2 – wir fliegen »immer« nach Tokio, um Marmelade zu kaufen. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock, Screenshot)

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