Die österreichische Volkspartei (ÖVP) sorgt wieder einmal für Furore, allerdings (viel) weniger mit politischem Weitblick als mit akrobatischen Verrenkungen, die an Virtuosität kaum zu überbieten sind. Nach Jahren des Daseins als vermeintliche „Hure der Reichen“, hat die Partei nun offenbar ein neues Standbein gefunden: „Hure der Rechten“. Der neue Obmann Christian Stocker zeigt dabei seine bisher nur seinem engsten Kreis bekannte künstlerische Ader für (politische) Pirouetten, die selbst Eiskunstlauf-Ikonen vor Neid erblassen lässt.

Noch vor wenigen Tagen tönte Stocker entschlossen, dass Herbert Kickl, seines Zeichens Chef der Freiheitlichen, „im Interesse der Sicherheit der österreichischen Bevölkerung keine Regierungsverantwortung übernehmen dürfe„. Man könnte meinen, der Satz stamme aus einem Politkrimi mit dem Titel „Moralische Integrität 2.0“. Doch in der ÖVP ist Moral offenbar nicht mehr als ein eleganter Vorwand, der sich im Wind der Machtspiele schnell verflüchtigt.

Vom Sicherheitsrisiko zum Koalitionspartner?

Kaum war die Aussage verklungen, drehte sich der Wind. Stocker, dem man bis dahin kaum tänzerisches Talent nachgesagt hatte, legte eine 180-Grad-Pirouette hin, die sogar Quantenphysiker ins Grübeln bringt: Wie kann ein Mann gleichzeitig für und gegen dieselbe Sache sein? Die Antwort scheint simpel: Es ist nicht die Sache, die sich ändert, sondern die Richtung, aus der der Geruch der Macht zu wehen beginnt.

Insider berichten, dass Stocker in der ÖVP-Zentrale bei einem Probedurchlauf für die Pirouette gesehen wurde – mit einem Plakat von Sebastian Kurz im Hintergrund, das „in spätestens zwei Monaten hat der Pöbel eh alles wieder vergessen“ zu flüstern schien. Die Transformation war atemberaubend: Noch während die Schuhe von der ersten Kehrtwende glühten, wurde bereits überlegt, wie man Herbert Kickl salonfähig machen könnte. Der erste Vorschlag: Kickl einen „Sicherheitsberater“-Titel zu verleihen. Motto: Wenn schon rechts, dann mit Etikette!

Das neue Credo: Prinzipien sind flexibel

Parteiintern munkelt man, dass die ÖVP sich künftig stärker auf das Motto „Flexibilität ist Stärke“ konzentrieren wolle. Tatsächlich hat man sich von traditionellen Wertvorstellungen wie „Konsequenz“ und „Rückgrat“ längst verabschiedet. Warum auch an veralteten Konzepten festhalten, wenn Macht und Mandate auf dem Spiel stehen?

Stocker selbst erklärte auf Nachfrage, dass seine Aussagen von letzter Woche „aus dem Kontext gerissen“ worden seien. Auf die Frage, wie dieser Kontext denn laute, sagte er: „Das kommt darauf an, wer gerade zuhört. Außerdem habe ich ohnehin auch ein Hexenkreuz gemacht, also gilt das Gesagte sowieso nicht.“

Die Hand eines Mannes, der hinter seinem Rücken ein Hexenkreuz macht, Stichwort ÖVP.
(c) AdobeStock
Hier das Beweisfoto, dass Herr Stocker tatsächlich ein Hexenkreuz gemacht hat, als er oben zitierte Aussage getätigt hat.

Herbert Kickl: Der neue Partner für Sicherheit?

Während Kickl noch überlegt, ob er sich in „Meister der Sicherheit“ oder „Minister of Chaos“ umbenennen soll, werkelt die ÖVP fleißig am Narrativ: Kickl sei eigentlich ein unverstandenes Genie, dessen Ideen „innovativ“ statt „radikal“ seien. Die Wähler sollen es glauben – immerhin haben sie schon so manche Kehrtwende der Partei unbemerkt geschluckt.

Ein Stocker-Vertrauter hat uns zudem berichtet: „Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur für Milliardäre und Unternehmen da sind, sondern auch für Menschen, die bei der EU die Öxit-Taste suchen, die Gendersternchen als persönliche Beleidigung empfinden und in jedem Boot eine Bedrohung für Österreich sehen. Warum sich auf die Reichen beschränken, wenn man auch die Rechten begeistern kann? Wir sehen das als Diversifikation unseres Angebots. Wir sind wie ein Chamäleon: Ob Schwarz, Türkis oder ein bisschen Braun – wir passen uns an!“

Fazit: Alles dreht sich, nur nicht die Moral

Die ÖVP hat mit ihrer neuesten Wendung bewiesen, dass politische Prinzipien in Österreich weniger Gewicht haben als ein leeres Plastiksackerl im Wind. Die einzige Konstante: Egal, in welche Richtung sich die Macht verschiebt, die ÖVP ist stets bereit, ihr eine Bühne zu bereiten – Hauptsache, sie selbst bleibt im Rampenlicht. Die ÖVP hat es jedenfalls geschafft, ihre politische Flexibilität auf ein neues Level zu heben. War die Partei lange Zeit vor allem als „Hure der Reichen“ verschrien, zeigt sie jetzt, dass sie auch rechts außen eine solide Performance abliefern kann. Experten sprechen von einem „fulminanten Spagat“, Kritiker hingegen fragen: „Wie biegsam kann eine Partei eigentlich sein, bevor sie bricht?“

K2 – wir sind weder schwarz noch türkis. Und schon gar nicht braun. Seit immer.

(Bilder: AdobeStock)

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