Schreddern hat in Österreich schon immer Tradition – auch ohne spezielle Schredderkurse. Einerseits im Sinn von Zerkleinern von Ästen und Zweigen im Garten, und andererseits im Vernichten von Akten und/ oder Speichermedien aller Art. Ersteres ist, sofern man nicht selbst der Schreddermeister ist, durchaus lästig – vor allem Samstag Vormittags, wenn man eigentlich in Ruhe seinen Rasen mähen möchte.

Zweiteres kennt man vor allem aus der Politik und/ oder Verwaltung. Und weil dort die Aktenstapel höher sind als die Hoffnung auf effiziente Bürokratie, macht das Beamtenministerium nun einen mutigen Schritt und bietet Schredderkurse an, um Licht in die bürokratischen Tunnel der heimischen Amtsstuben zu bringen. Zusätzlicher Vorteil für die Kurteilnehmer•innen: nach Beendigung dieser Fortbildung rücken sie auch gleich in eine höhere Gehaltsstufe – win-win!

Amtsalltag »vor« dem Schredderkurs

Schaut man in die eine und andere Amtsstube, erkennt man auf den ersten Blick: Stress gibt es hier nicht. Denn ob der sich stapelnden Aktenbergen habe die Beamtinnen und Beamte, die diese bearbeiten sollten, längst die Hoffnung aufgegeben, je damit fertig zu werden. Mit dem Gefühl, als müssten sie die gesamte Last der Welt auf ihren Schultern tragen, sitzen sie mit resigniertem und leeren Blick in ihren Bürostühlen und warten geduldig bis zum Feierabend um 15 Uhr.

Gestört wird diese fast schon gespenstische Ruhe lediglich vom obligaten Gang zum WC von 8:50 bis 9:45 Uhr, gefolgt vom Kaffee bis 10:30 Uhr, der anschließenden Vormittagssiesta bis 11:45 Uhr, dem Mittagstisch bis 13:30 Uhr und der Nachmittagssiesta bis 14:30 Uhr. Und ehrlich – in den letzten 30 Minuten vor dem Feierabend reißt man auch nicht mehr die Welt nieder, da braucht man gar nicht erst anfangen damit.

Angesichts dieses Teufelskreises, der eine ziemliche Dynamik in das Wachstum der Aktenstapel bringt, greift der zuständige Beamtenminister zu einer durchaus radikalen Maßnahme: „Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab sofort einen modular aufgebauten Schredderkurs als sozusagen letzten Rettungsanker für unsere tapferen Beamten im Ozean der Verwirrung. Dabei lernen sie, wie man Akten so effektiv vernichtet, dass selbst Sherlock Holmes sie nicht mehr wiederherstellen könnte.“

Der modulare Schredderkurs

Im ersten Monat konzentrieren sich die Kursteilnehmer•innen darauf, wie sie ihre unerwünschten Aktenberge effizient vernichten können, ohne dabei ihre Finger zu verlieren. Zuerst wird mit alten Telefonbüchern und Zeitungen geübt, bevor man sich an die wirklich wichtigen Dinge wagt, wie etwa der 739. Antrag auf Kostenersatz von Frau Henriette S.

Im zweiten Monat geht es um die Feinheiten des Schredderns. Hier geht es darum, die richtige Schreddergröße für die jeweiligen Bedürfnisse zu wählen und zu lernen, wie man Papierstaus beseitigt – eine Fähigkeit, die den Teilnehmer•innen auch im weiteren Leben sicherlich von Nutzen sein wird.

Im dritten Monat wird die Kunst des Schredderns in den digitalen Raum übertragen. Hier beschäftigen sich die Teilnehmer•innen damit, wie man digitale Dateien sicher löscht, E-Mails aus dem Posteingang verschwinden lässt und unliebsame Fotos auf dem Handy für immer beseitigt.

Im den beiden abschließenden Monaten des Kurses wird zum einen das bisher gelernte gefestigt, und zum anderen wird jede•r Teilnehmer•in ein eigenes »Schredder-Meisterwerk« kreieren, sprich jede•r Teilnehmer•in wird gebeten, ein Kunstprojekt aus den geschredderten Überresten der geschredderten Dokumente zu gestalten.

Ein älterer Beamter lehnt verzweifelt an einem Berg von Akten, Stichwort Schredderkurs.
(c) AdobeStock
Verzweifelte Beamte an Bergen von Akten – derartige Bilder werden bald der Vergangenheit angehören.

Amtsalltag »nach« dem Schredderkurs

Da es bis dato noch keine Absolvent•innen des 5-monatigen Schredderkurses gibt, kann man nur ein wenig mutmaßen, wie der Alltag im Amt »nach« dem Schredderkurs ausschaut. De facto werden sich vor allem zwei Aspekte signifikant verändern: die Mitarbeiter•innen werden, weil sie nicht mehr von Aktenbergen umgeben sind, zufriedener ihre Zeit bis 15 Uhr im Büro verbringen. Und es werden unzählige Praktikant•innen herum eilen auf der Suche nach neuen Akten, die sie dann schreddern.

Sonst bleibt alles beim Alten.

Und vergessen sie nicht: Schreddern ist nicht nur eine praktische Fähigkeit, sondern auch eine Lebensphilosophie. Also nehmen sie sich vor, alles zu zerkleinern, was ihnen im Weg steht – sei es Papier, Probleme oder unerwünschte Werbung. Ran an den Schredder!

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Nun, diese Geschichte ist – zumindest für das Land Salzburg – richtig. „Wie schreddere ich Akten richtig, welche Akten dürfen überhaupt geschreddert werden und welche müssen archiviert werden?“ – Eigentlich gehört dieses Wissen zum Einmaleins für Beamte, dennoch gibt es nun spezielle Auffrischungskurse vom Salzburger Landesarchiv.

Und wer weiß, wenn sich die Kurse, die auf reges Interesse stoßen, bewähren, folgen vielleicht auch die anderen acht Bundesländer mit entsprechenden »Serviceangeboten« für ihre Mitarbeiter und •innen – je nachdem halt, welche Partei gerade den•die Landeshauptmann•frau stellt.

K2 – Wir schreddern alles. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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