Die Selbstbedienungskassen im Supermarkt sind schon ein Paradebeispiel für die modernen Anforderungen an die Kunden: Selbst ist der Mensch, nicht wahr? Und immer alles »selbst« unter Kontrolle. Doch während wir uns langsam aber doch daran gewöhnen, Einkäufe eigenhändig zu scannen und zu bezahlen, fragt man sich unwillkürlich: Wo führt das hin? Sind wir auf dem Weg zu einem Supermarkt-Erlebnis, das vollständig ohne Personal auskommt und nur mehr zentral von einem IT-Mitarbeiter via Remote-Zugriff und Webcams geleitet wird?

Wir haben mit dem »Big-Billa-Manager« Ing. Franz Schmalbein gesprochen, welche Innovationen so in der Self-Service-Schublade herumliegen. Eines gleich vorweg: die Wurst selbst aufschneiden ist dabei sicher nicht das „next biggest thing“…

Selbstbedienung als neues »Service für die Kunden«

Stellen sie sich vor: Sie betreten den Supermarkt und finden nicht nur Selbstbedienungskassen, sondern auch Selbstzusammenstellungsstationen für ihre Lebensmittel. Anstatt die Regale zu durchstöbern, um ihre gewünschten Produkte zu finden, erhalten sie ein Einkaufswagerl und ein Paar Handschuhe, um die Waren direkt von den Paletten zu nehmen und in ihr Wagerl zu legen. Klingt nach einem Hauch von Abenteuer und Selbstverwirklichung, oder? Doch halt, das ist noch nicht alles.

Sobald sie ihre Produkte ausgewählt haben, führt sie ein interaktiver Roboter zu einem Bereich, in dem sie ihre Wurst »selbst« aufschneiden können – quasi wie beim Frühstücksbuffet im 4-Sterne-Hotel. Die Vorteile liegen dabei buchstäblich auf der Hand: Kein mühsames Warten mehr an der Fleischtheke, keine Diskussionen darüber, wie dünn oder dick die Scheiben sein sollen. Kein „Darf´s a bisserl mehr sein“ – sie selbst übernehmen die Kontrolle und schneiden ihre Wurst genau so, wie sie es möchten. Gleiches kommt natürlich auch für das umfangreiche Käsesortiment – inkl. Selbstreibe-Käsestation!

„Allen, die jetzt fürchten, mit der Bedienung der Maschinen Schwierigkeiten zu haben, sei gesagt: Keine Angst! Bei jedem Gerät wird es mehrsprachige Anleitungen geben, die unsere Experten aus der Marketingabteilung bereits ausgearbeitet und im Seniorenheim ‚Zur stillen Post‘ in der Friedhofsgasse getestet haben“, informiert Big-Billa-Manager Ing. Schmalbein.

Ach ja, ihr frisches Brot und Gebäck dürfen sie natürlich künftig auch selbst kneten, kreativ formen und backen (natürlich müssten die Kunden zuvor Mehl, Hefe und Wasser kaufen) – schließlich gibt es ja in der Obstabteilung auch schon „DIY-Bereiche“ für den selbst gepressten Orangensaft. Diese werden übrigens erweitert und zu „DIY-Smoothie-Stationen“ ausgebaut. „In Bälde können unsere Kunden ihre Lieblingsfrüchte und Gemüse auswählen und dann einen Knopf drücken, um ihren persönlichen Smoothie zu mischen!“, so Ing. Schmalbein euphorisch. „Und wem die zwischenmenschliche Interaktion mit den Verkäufern fehlt, kann sich für ein paar Euro in den »communication corner« stellen und virtuell mit einem KI-gesteuerten Sprachavatar reden!“

Vier Avatare, Stichwort Selbstbedienung.
(c) AdobeStock)
Im »communication corner« kann man sich künftig einen Gesprächspartner im Supermarkt aussuchen und typische „Supermarkt-Gespräche“ über´s Wetter etc. führen.

Aber lassen sie uns nicht die Süßigkeiten vergessen. Stellen sie sich vor, anstelle von vorgefertigten Schokoriegeln können Kunden sehr bald in einen Bereich gehen, in dem sie ihre eigenen Schokoladentafeln mit einer Vielzahl von Toppings und Füllungen kreieren können. Von Karamellflocken bis hin zu Meersalz und getrockneten Beeren und Algen – die Möglichkeiten sind schier endlos.

Fehlende Freiflächen für selbst angebautes Obst und Gemüse

„Wovon wir mittlerweile aber wieder abgekommen sind, ist die Idee, Kunden die Möglichkeit zu bieten, ihre eigenen Pflanzen auszuwählen und sie direkt im Supermarkt zu pflanzen, um erntefrisches Obst und Gemüse kaufen zu können. Dies würde zwar die Verbindung der Menschen zur Natur stärken und auch sicherstellen, dass sie genau wissen, woher ihr Essen kommt. Allerdings wäre es vor allem innerstädtisch zum Teil schwierig, die notwendigen Freiflächen mittels Delogierungen etc. zu schaffen. Hier sehen wir die Politik und die Wirtschaftskammer gefordert, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, sieht Ing. Schmalbein aktuell durchaus auch Grenzen der Self-Service-Möglichen.

Was aber sicher kommen wird, ist ein eigener „Selbstabfüllungs-Bereich“ für Flüssigkeiten. Kunden können ihre eigenen Behälter mitbringen und sie mit Ölen, Essigen, oder auch Waschmitteln und Reinigungsmitteln ihrer Wahl auffüllen. Dies reduziert nicht nur Verpackungsmüll, sondern gibt den Kunden auch mehr Kontrolle darüber, wie viel sie kaufen möchten, was wiederum zu weniger Verschwendung führen wird.

K2 – we act like a chancellor und essen nur Burger. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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