Was auf den heimischen Schihütten schon längst Normalität ist, hält jetzt auch in der Gastronomie in niederen Höhenlagen Einzug: #Extremgastro. Hinter diesem neuen Trend verbirgt sich schlicht und ergreifend der »Adrenalinkick«, der durch den Körper schießt, wenn man nach der Rechnung fragt. Denn wer – außer die Benkos (wobei, der vielleicht nicht mehr) dieser Welt – bleibt schon ruhig und gelassen, wenn er oder sie €39,90 für ein kleines Soda-Zitron mit einem vergammelten Berner Würstel und lätscherten Pommes (ohne Ketchup, das kostet €4,90 extra) zahlt?

Eben.

Und weil die Gastronomiebetreiberinnen und -betreiber nun nach dem Zählen ihrer Corona-Hilfszahlungen schön langsam wieder Zeit für Neues haben, unterstützen sie diesen Trend mit kreativen Abzockideen. In dieser beispiellosen Entwicklung erobern Tellergebühren, Servierzuschläge, Bröselsteuern u.v.m. die Gastronomiebranche und helfen so findigen Wirt•innen, extra Geld für den vierten Panamera 4 E-Hybrid Sport Turismo Platinum Edition für die Frau Gemahlin einzusammeln – quasi als kleine Überraschung nach der 10-wöchigen Rundreise durch Südafrika, auf der sie sich gerade befinden.

„Kreativität ist in unser Branche wichtig. Und diese soll sich nicht nur auf der Speisekarte, sondern auch auf der Rechnung wiederfinden. Schließlich sollte das Essen nicht das Einzige sein, was schwer im Magen liegt“, so ein urlaubender Wirt am Telefon.

Ein Paar geht Hand in Hand neben einem Pool mit Meerblick.
(c) AdobeStock
Gastronom Norbert F. urlaubt gerade in Südafrika – hier im Ressort Ocean View für € 4.890,- p.P.p.T. (pro Person pro Tag). Seine Frau weiß noch nichts von ihrem neuen Auto, das zu Hause schon auf sie wartet.

Tellergebühr & Co. – so werden sie (zusätzlich) zur Kasse gebeten

Wir von K2 haben uns umgehört und die wichtigsten Neuerungen „beim Wirten ums Eck“ für sie zusammen gefasst. Seien sie gefasst:

  • Tellergebühr oder „Porzellan-Premium für „speziell ausgewähltes Geschirr“
    Die Speisen werden auf „sorgfältig ausgewähltem“ Geschirr serviert, wofür eine Zusatzgebühr zu bezahlen ist. „Es geht nicht nur um das Essen, es geht um das Gourmet-Erlebnis auf einem Premium-Teller. Und wir möchten sicherstellen, dass unsere Gäste diese exquisite Erfahrung entsprechend honorieren“, erklärt ein Wirt, der jetzt eine Sammlung von teuren, handbemalten Tellern führt.
  • Servierzuschlag, liebevoll „Heb-den-Teller-Tax“ genannt
    Gäste müssen extra bezahlen, damit die Kellnerinnen und Kellner tatsächlich das Essen an den Tisch bringen. „Wir nennen es ‚Service Deluxe‚. Die Gäste sind begeistert, wenn sie sehen, wie jemand in einem Anzug ihr Essen auf den Tisch stellt. Das gibt dem Ganzen eine glamouröse Note. Unsere Kellnerinnen und Kellner haben schließlich echte Erfahrung darin, Teller zu tragen. Das verdient eine Anerkennung“, schwärmt ein Gastronomie-Multimillionär.
  • Bröselsteuer
    Diese ist vielleicht die kurioseste Abgabe von allen. Gäste sollen nun für die Brösel, die sie auf dem Tisch hinterlassen, extra zur Kasse gebeten werden. Ein findiger Wirt dazu: „Brösel sind schließlich Teil des Essens. Wir sorgen uns um die Umwelt, deshalb müssen die Gäste jetzt auch für die Entsorgung ihrer Brösel zahlen. Das ist gelebte Nachhaltigkeit, mit der unsere Gäste ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten können.“
  • Luftatmungsprämie
    Warum nur für das Essen bezahlen, wenn sie auch für die frische Luft, die sie beim Genießen einatmen, extra zahlen können? Restaurants führen daher einen „Frischeaufschlag“ für die qualitativ hochwertige Restaurantluft ein. Frische Bergluft für besonders sauerstoffreiche Abende könnte sogar einen höheren Preisaufschlag bedeuten.
  • Serviettenservice-Gebühr
    Die Verwendung von Papierservietten wird ebenfalls noch im 1. Quartal des Jahres mit einer zusätzlichen Gebühr verbunden sein. Gäste, die das Vergnügen haben, ihre Hände an einem wirklich exquisiten Stück Papier zu reinigen, müssen dann dafür extra zahlen.
  • Gabel- und Messerhygieneabgabe
    Wer möchte schon mit schmutzigem Besteck essen? Dieser neue Zuschlag wird eingeführt, um sicherzustellen, dass Gabeln und Messer perfekt poliert und bakterienfrei sind. „Glänzendes Besteck, glückliche Kunden“, so die Devise.
  • Besteckprämie
    Neben sauberem Besteck können Gäste künfitg zwischen Plastik, Holz und Metallbesteck wählen – natürlich gegen einen „kleinen“ Aufpreis für das exklusivere Material. „Goldene Gabeln sind schließlich für wahre Feinschmecker“, erklärt ein Gastronom mit einem zwinkernden Auge.
  • Besteckhandling-Service
    Warum selbst Gabel und Messer führen, wenn das Personal dies für sie übernehmen kann? Dazu gibt es Überlegungen für Kooperationen mit Altenpflegeeinrichtungen, die diesbezüglich bereits über sehr viel Know-How verfügen. „Ein weiterer Schritt zu einer stressfreien Essensatmosphäre“, verspricht ein enthusiastischer Gastronom.
  • Geräuschpegelzuschlag
    In besonders lebhaften Restaurants wird es bald eine Gebühr für den Geräuschpegel geben. Je leiser die Atmosphäre, desto höher die „Lärmgebühr“. Wer also künftig in Ruhe speisen möchte, wird tiefer in die Tasche greifen müssen.
  • Toilettennutzungsgebühr
    Was schon seit langem auf Autobahnraststationen sehr gut funktioniert, soll nun auch in der restlichen Gastrobranche zusätzliches „Kleingeld“ bringen. „Unsere sauberen Toiletten sind kein Grundrecht, sondern ein exklusives Privileg. Und diese private, individuelle Erlebnis ist nicht umsonst. Schließlich sind unsere Toiletten auch mit hochwertigem Toilettenpapier und veganer Handwaschseife ausgestattet“, erklärt ein Toiletten-Concierge.
  • Stuhlnutzungsgebühr
    Diese hat nichts mit der Toilettennutzungsgebühr zu tun, sondern damit, dass der Gast bequem sitzt. „Es ist nicht nur ein Stuhl, es ist ein Sitzplatz-Erlebnis“, argumentiert ein visionärer Restaurantbesitzer. „Zusätzlich dazu bieten wir eine bequeme Polsterung und ergonomisches Design als Premium-Optionen an.“
  • Wortzoll-Beitrag
    Ein gewisser Be(i)trag wird für jedes gesprochene Wort auf der Speisekarte verlangt werden. „Wir bieten schließlich nicht nur Essen, sondern auch eine erstklassige akustische Atmosphäre. Das sollte honoriert werden“, sagt ein gastronomischer Sprachkünstler.
  • Beleuchtungsgebühr
    Das ist eine Extragebühr für die Beleuchtung des Restaurants. „Wir haben erstklassige Lampen und Kerzen, um die perfekte Atmosphäre zu schaffen. Eine romantische Beleuchtung kostet eben extra“, verkündet ein Wirt stolz.
  • Klimatisierungssteuer
    Ein Aufschlag für die Benutzung der Klimaanlage und/ oder Heizung im Restaurant. „Wir bieten das optimale Klima für Ihre kulinarische Erfahrung. Das hat seinen Preis“, meint ein Wirt mit einem Lächeln.
  • Service-Entfernungsgebühr
    Damit die Branche im worst case nicht völlig leer ausgeht, kommt schließlich noch ein Zuschlag für Gäste, die kein Service wünschen. „Wenn sie nicht bedient werden wollen oder im angrenzenden Wald ihre Notdurft erledigen, können sie das gerne haben – gegen eine kleine Gebühr natürlich“, erklärt ein Wirt.
Eine Rechnung neben einem Salz- und Pfefferstreuer, Stichwort Tellergebühr.
(c) AdobeStock
„100 Euro für zusätzlich Salz UND Pfeffer – fair and square, wie der Lateiner sagt“, so Norbert F.

Ist die Geldbörse gut gefüllt, freut sich der Wirt

Während die Wirtinnen und Wirte ihre Kassen bereits klingeln hören bleibt abzuwarten, ob sich diese #Extremgastro tatsächlich durchsetzen oder doch nur eine „Randsportart“ bleiben wird. Auch die Altersbeschränkung auf unter 60-jährige wird von einigen Gastronomen kritisch gesehen. „Schon klar, dass sich manche ältere Herrschaften aufgrund ihres höheren Herzinfarktrisikos nicht auf derartige kulinarische Abenteuer, bei denen sie nie sicher sein können, welche Überraschung auf der Rechnung auf sie wartet, einlassen sollten. Andererseits wäre aber gerade diese inkontinente Altersgruppe eine exzellente Einnahmequelle, Stichwort Toilettennutzungsgebühr“, so Herr F. nachdenklich.

Wir von K2 werden jedenfalls die weiteren Entwicklungen sehr genau beobachten. Bis dahin: Guten Appetit und möge der gut gefüllte Geldbeutel mit ihnen sein!

K2 – wir essen im Restaurant unser mitgebrachtes Essen. Seit 1999.

(Bilder: AdobeStock)

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