Ein Staubsaugervertreter hat es einfach: Er klopft an Türen, präsentiert sein glänzendes Gerät, saugt ein paar Teppichflusen weg und verspricht ein staubfreies Leben. Der Kunde erkennt den Nutzen (oder wird durch geschickte Rhetorik davon überzeugt) und kauft. Geschäft abgeschlossen, alle zufrieden. Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen. Sie preisen ihre Produkte an, loben die Versicherungsleistung und versprechen, dass im Falle eines Versicherungsfalles alle Kosten gedeckt sind.
Volksvertreter haben es da erheblich schwerer. Vor der Wahl müssen sie Überzeugungen, Prinzipien und die viel zitierten roten Linien verkaufen. Und nach der Wahl kommt dann der „Zahltag“ und er verkauft dann diese Prinzipien – an den meistbietenden Koalitionspartner, um an den prall gefüllten Futtertrögen, sprich an der Macht zu bleiben. Besonders beliebt dabei: Das »Wendehals-Modell der ÖVP«. Nach Wahlen passt sich dieses Modell blitzschnell an jede Umgebung an, saugt Mehrheiten zusammen und lässt Vor-Wahl-Versprechen wie von Zauberhand verschwinden.
Mal ist sie, die ÖVP, wirtschaftsliberal, dann plötzlich sozial engagiert. Mal ist sie christlich-sozial, dann ein Bollwerk gegen Migration. Heute noch ein harter Law-and-Order-Verfechter, morgen wieder ein Schmusekurs mit der Mitte. Hauptsache, es reicht für eine Mehrheit. Der Wähler? Ach, der wird schon vergessen haben, was versprochen wurde. Und wenn nicht, gibt’s eine neue PR-Kampagne.
Während der Staubsaugervertreter seine Kunden mit technischen Daten überzeugt, operiert der Volksvertreter mit Emotionen. Angst vor Veränderung? Wir sind eure Stabilität! Wut auf das Establishment? Wir sind der neue Weg! Sehnsucht nach Fortschritt? Wir sind die Zukunft! Dass es dieselben Leute sind, die vorher das Gegenteil behauptet haben? Fake News.
Noch bevor der letzte Wahlzettel ausgezählt ist, beginnt das große Schachern: Welche Position bringt den meisten Machtzuwachs? Welche Meinung muss über Bord geworfen werden, um noch ein Regierungsmandat zu sichern? Ein ÖVP-Politiker zu sein, erfordert eine beeindruckende Flexibilität – eine, die selbst die biegsamste Yoga-Meisterin vor Neid erblassen ließe.
Volksvertreter reloaded
Vielleicht sollte man den Beruf des Volksvertreters einfach ehrlicher umbenennen. Wie wäre es mit „Machtverkäufer“? Oder „Job-Dealer“? Dann wüssten die Wähler wenigstens, was sie erwartet. Und vielleicht würde so mancher Staubsaugervertreter noch vor der nächsten Wahl auf die glorreiche Idee kommen, den »wirklichen« Schmutz des Landes anzusaugen – aber ob sein Gerät dafür stark genug ist, bleibt fraglich.

Während ein Staubsaugervertreter immerhin ein funktionierendes Produkt abliefert, bleibt bei vielen Volksvertretern oft nur heiße Luft. Aber keine Sorge: Bei der nächsten Wahl kommt das gleiche Gerät in neuer Verpackung wieder. Und diesmal, versprochen, ist es wirklich das Beste – aus „Verantwortung für Österreich!“
K2 – wir verkaufen nur unsere Schwiegermütter. Seit 1999.
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