Der verheerende Waldbrand, der in den letzten Tagen große Teile des Forsts in Gänserndorf in Schutt und Asche gelegt hat, wird von den lokalen Behörden als „Gottes Geschenk“ gefeiert. Endlich, so heißt es, sei der Weg frei für den Bau der lang geplanten S8 Schnellstraße.
„Wir haben jahrelang darauf gewartet“, erklärt ein Vertreter der Straßenbaugesellschaft freudig, während im Hintergrund noch die letzten Flammen lodern. „Die Natur hat uns einen gewaltigen Gefallen getan und den Wald für uns entfernt. Jetzt können wir endlich mit dem Bau der Schnellstraße beginnen, die das Verkehrsproblem in der Region mit den täglichen Staus in der Früh und am Abend lösen wird.“
Auch die Gemeindeverwaltung zeigt sich begeistert. „Der Brand hat uns Zeit und Geld gespart“, sagt der Gänserndorfer Bürgermeister von der Volkspartei. „Statt teurer Rodungsarbeiten hat die Natur selbst Hand angelegt. Das ist nachhaltige Entwicklung in ihrer reinsten Form – und noch dazu quasi gratis!“ Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Natur den Platz für die dringend benötigte Infrastruktur bereitstellt, so der Ortschef weiter. „Man könnte fast sagen, Mutter Natur hat selbst eingesehen, dass diese Waldflächen eh nicht mehr zeitgemäß sind.“
Waldbrand ist eine Katastrophe. Die Schnellstraße eine noch größere.
Umweltschützer und Naturliebhaber zeigen sich hingegen weniger begeistert von dieser „göttlichen Intervention“. „Es ist tragisch, dass ein wunderschöner Wald niedergebrannt ist“, sagt ein Sprecher der lokalen Umweltorganisation. „Aber es ist noch tragischer, dass manche Menschen das als willkommene Gelegenheit sehen, die Natur weiter zu zerstören.“
Doch die Befürworter des Schnellstraßenprojekts lassen sich nicht beirren. Sie planen bereits eine feierliche Eröffnungszeremonie mit dem Titel „Asche zu Asphalt“, bei der die ersten Bagger in den ehemals grünen, jetzt verkohlten Boden graben werden.
„Manchmal muss man Opfer bringen, um Fortschritt zu erreichen. Jetzt, wo der Wald weg ist, können wir endlich die Fundamente für die neue Schnellstraße legen – und wer weiß, vielleicht wird ja sogar noch Platz für ein neues Einkaufszentrum frei“, erklärt der Chef einer Straßenbaufirma mit einem Augenzwinkern. „Und in diesem Fall war das Opfer ein ganzer Wald. Aber denken sie nur an die Vorteile: kürzere Fahrzeiten, weniger Verkehrsstau und – nicht zu vergessen – den wunderbaren Duft von frischem Asphalt in der Luft!“
Gerüchte, wonach der Brand durch ein weggeworfenes Prospekt eines örtlichen Bauunternehmens ausgelöst wurde, werden als „unbegründete Verschwörungstheorien“ abgetan. „Wer will schon die Schuld bei den Menschen suchen, wenn doch offensichtlich höhere Mächte am Werk waren?“, so ein Vertreter des Baukonzerns.
K2 – wir fahren mit der Bahn. Immer schon.
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